ApoRetro – der satirische Wochenrückblick

Abda-Beschluss: So dürfen PTA vertreten 04.10.2025 08:06 Uhr

Berlin - 

Die Diskussion um die PTA-Vertretung ist endlich beendet. Die Abda hat unter Auflagen zugestimmt, dass PTA nun doch Approbierte vertreten dürfen. Bevor Abda-Präsident Thomas Preis noch alle der rund 68.000 in Deutschland arbeitenden PTA gegen sich aufbringt, segnete er das Papier lieber ab. Doch die Sache hat einen Haken.

Preis hatte zuletzt massive Kritik bekommen, weil er das Know-how der PTA in Abrede gestellt und eine Vertretung von Approbierten abgelehnt hatte. Diese könnten nicht einmal schnell auflösende und retardierte Arzneiformen voneinander unterscheiden, so seine Aussage. Nun kam jedoch die überraschende Wende: Preis sprach sich in einem Blitztermin im Ministerium doch für die PTA-Vertretung aus.

Mit einem müden aber verschmitzten Lächeln gab er dann in einer folgenden Pressekonferenz bekannt: „Nach erfolgreichem Abschluss von 142 Schulungen, 78 Prüfungen und dem Erwerb von 36 Zertifikaten, sind PTA mit mindestens 25 Jahren Berufserfahrung befugt, Approbierte für zwei Wochen und drei Tage zu vertreten.“ Unter dem Motto „Theoretisch erlaubt, aber praktisch unmöglich“ verteilt er das Papier mit den Eckpunkten unter den Anwesenden. Mit dabei ein 500 Seiten dickes Handbuch, das beschreibt, in welchen Situationen es unabdingbar sei, den Apotheker oder die Apothekerin zu kontaktieren. „Das ist Pflichtlektüre“, so Preis.

Durch die Reihen geht zwar ein Raunen. Viele PTA seien nach Absolvierung der geforderten Schulungen ja mindestens schon 65 Jahre alt und somit in Rente. Aber Preis schafft es, den Fokus wieder auf seine müde Präsentation zu lenken, in der jede Seite zunächst einzeln souffliert wird.

Weiter im Programm: „Sind alle Schulungen und Fortbildungen geschafft, heißt es den HV aufrüsten!“ Um die maximale Arzneimittelsicherheit zu garantieren, müssen mindestens acht Überwachungskameras mit Liveschaltung zum Inhaber installiert werden. So könne jeder erdenkliche Winkel erfasst werden, erklärt Preis, der verhindern will, dass man heimliche Beratungsgespräche über der Schnelldreher-Schublade oder hinter dem Rezeptscanner ausführt.

„Zusätzlich empfehlen wir den PTA, dass die QR-Codes, die jeweils zu den benötigten Fortbildungszertifikaten führen, im Brustbeutel getragen werden. „Eltern kennen das von ihren schulpflichtigen Kindern: Einfach ein paar Hüllen mehr bestellen, dann hat man immer alles parat“, rät Preis. „Schicke rot-weiße Bänder mit Apotheken-Logo können wir gerne bereitstellen, der Sponsor der roten T-Shirts aus Protesttagen hat noch Kapazitäten.“ Über bunte Armbänder, die, wie bei Festivals üblich, die Teilnahme an Fortbildungen bestätigen, denke man schon nach. „Das ist auch praktisch für Patienten, die können dann anhand der unterschiedlichen Farben sehen, wie es um das Fachwissen der PTA steht“, freut sich der Abda-Präsident.

Rezepturen einfach selbstständig im Labor zusammenrühren? Fehlanzeige! „Ist kein Apotheker anwesend, ist die PTA verpflichtet, zunächst einen schriftlichen Antrag bei der zuständigen Apothekerkammer einzureichen. Die Prozesse sind ähnlich wie bei einem Kostenvoranschlag bei der Krankenkasse, dauern aber leider etwas länger“, stellt Preis klar. So könne man garantieren, dass die PTA nicht doch aus Versehen die falsche Salbengrundlage einrühre. „Gewiss gibt es auch die Möglichkeit eines Identifizierungstools am Topitec, so kann die PTA ihre QR-Codes alle einzeln einscannen, um die Rezepturdokumentation zu starten“, so Preis.

Weil sich die Teilnahme an den 142 Schulungen nicht in weniger als fünfzehn Jahren realisieren lasse, schlägt Preis vor, auch auf bereits berentete PTA zurückzugreifen. „Barrierefreiheit ist hier das Stichwort. Damit auch der Rollator bequem hinter den HV passt, sollten Inhaberinnen und Inhaber bei der Modernisierung ihrer Räume diesen Sachverhalt gleich mitdenken. Ich möchte hier die Agentur für Präqualifizierung erwähnen“, so Preis. „Die Prozesse der Genehmigung sind angelehnt an die Vermessung der Behindertentoiletten. Sie erinnern sich sicher“, sagt er. Und fügt hinzu: „Natürlich dürfen PTA mit Rollator nur dann vertreten, wenn der Gang zwischen Sichtwahl und HV-Tisch exakt 68,5 Zentimeter breit ist“, stellt er klar.