Wenn der Kollege zum Feind wird APOTHEKE ADHOC, 18.01.2019 15:09 Uhr
Das Arbeitsklima in der Apotheke hängt neben der Aufstellung des Teams davon ab, wie die einzelnen Charaktere harmonieren. Innerhalb des Teams kann es unter Umständen nicht so harmonisch zugehen, wenn statt Teamgeist übertriebener Konkurrenzkampf herrscht. Wodurch dieser entsteht und was man dagegen machen kann.
Wegen der zahlreichen Berufsgruppen in der Apotheke kann an sich schon eine Hierarchie entstehen. Das Apothekenpersonal arbeitet unter ständiger Aufsicht eines Apothekers. Dies führt manchmal dazu, dass lästige oder zeitaufwändige Arbeiten an PTA oder PKA abgegeben werden. Häufig sind PKA das schwächste Glied im Team und „niedere“ Arbeiten werden an sie übertragen. Dieses Abwälzen von Aufgaben kann dazu führen, dass sich die Mitarbeiter ausgenutzt vorkommen.
Aber nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb der einzelnen Berufsgruppen, kann es zu Konkurrenzverhalten kommen. Dieses kann durch die Fehlverteilung von Aufgaben und Verantwortungen entstehen. Fühlt sich ein Mitarbeiter benachteiligt, kann dies bei ihm schnell zu Missgunst und Unmut führen. Auch die Teilnahme an Fortbildungen kann den Konkurrenzkampf im Team schüren. Hier kommt es darauf an, ob der Chef Rücksicht auf die Weiterbildungs-Vorlieben der Mitarbeiter nimmt. Gibt es einen Beratungsbereich. der im Team nicht sonderlich beliebt ist, kann der Chef einen Ansporn geben, indem er als Gegenleistung einen Ausgleich in Form von Freizeit oder Boni anbietet.
Ein häufiger Grund für Konkurrenz im Team stellt die Beliebtheit beim Chef und den Kollegen dar. Erntet ein einzelner Kollege häufiges Lob vom Chef, hat dies schnell neidische Blicke der anderen zur Folge. Dies kann verstärkt werden, wenn die betroffenen Kollegen statt Lob ständig Kritik bekommen. Hier ist Fingerspitzengefühl des Apothekenleiters gefragt. Doch nicht nur das Verhältnis zum Chef ist vielen Mitarbeitern wichtig, genauso entscheidend der eigene Stand im Team: Ist man Ansprechpartner bei Problemen oder Fragen, oder werden ständig andere zu Rate gezogen, wenn es um wichtige Dinge und Entscheidungen geht? Dies kann den Eindruck vermitteln, dass die eigene Person als nicht kompetent eingeschätzt wird und einen niederen Rang im Team besetzt. Bei wichtigen Entscheidungen sollte immer das gesamte Team mitgenommen werden – auch wenn die Entscheidung am Ende nicht basisdemokratisch gefällt wird.
Neben dem Team selbst tragen die Kunden bewusst oder unbewusst zur Stimmung bei. Viele Kunden haben einen oder mehrere „Lieblingsberater“ und wünschen ihre persönliche Beratung nur von diesen. Häufig haben es vor allem neue Mitarbeiter schwer, sich einen Platz im Kundenstamm zu „erkämpfen“. Wichtig ist, das nicht als persönliche Zurückweisung aufzunehmen. Und vor allem zu Stoßzeiten kann das Angebot vielleicht doch schon zu helfen, statt auf die Kollegin zu warten, das Eis brechen.
In manchen Apotheken werden monatliche Statistiken mit den jeweiligen Verkaufszahlen der Mitarbeiter erstellt und eine Bonuszahlung für die Mitarbeiter mit den besten Zahlen eingeführt, um die Motivation zu verbessern. Führt dies jedoch dazu, dass die Mitarbeiter zu Einzelkämpfern mutieren, können stattdessen gemeinsame Team-Ziele vereinbart werden, zu denen jeder seinen Teil beisteuern muss, damit sie erreicht werden.
Konkurrenzverhalten im Team muss nicht immer negativ sein. Es kann in einem gesunden Maß die gemeinsame Leistung des Teams verbessern und dazu führen, dass zielgerichteter gearbeitet wird. Ist das Konkurrenzverhalten allerdings so ausgerichtet, dass nur zu Gunsten des einzelnen gehandelt wird, kann es auf Dauer zu einem schlechten Arbeitsklima führen. Die schlechte Stimmung hat nicht nur negative Auswirkungen auf die Arbeit des Einzelnen, sondern kann im Verlauf auch zu psychischen und körperlichen Erkrankungen der Mitarbeiter führen. Daher ist es wichtig, übertriebenes Konkurrenzverhalten im Team rechtzeitig zu erkennen und geeignete Lösungsansätze zu finden und umzusetzen.