Lieferengpässe

Phagro kritisiert Lauterbach-Chaos Patrick Hollstein, 27.09.2023 11:00 Uhr

Der Phagro-Vorsitzende Marcus Freitag führt dei Engpässe auf politische Führungslosigkeit zurück.
Berlin - 

„Es ist wirklich schlimm, was derzeit in unserer gemeinsamen Branche passiert.“ So kommentierte Marcus Freitag als Vorsitzender des Großhandelsverbands Phagro den Vorstoß von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) zu den Lieferengpässen. Er sprach von „politischer Führungsschwäche, ja politischer Führungslosigkeit“, die einen Schulterschluss im Gesundheitswesen unabdingbar mache.

Die Verantwortung dafür, dass die Lager nicht, wie eigentlich erforderlich, bis obenhin voll mit Ware für die anstehende Wintersaison sind, trage die Politik. „Wir tun gemeinsam alles, wirklich alles, um die Arzneimittelversorgung in diesem Land sicherzustellen. Aber wir lassen uns nicht für eine jahrelang falsche Politik verhaften“, so Freitag mit Blick auf Lauterbachs Forderungen an den Großhandel, Präparate der Dringlichkeitsliste zu bevorraten.

„Da der Bundesminister mit Ihnen, aber jetzt auch mit uns bevorzugt über die Medien kommuniziert und Aufträge erteilt, mussten auch wir öffentlich klarstellen: Die Versorgungssituation für diese dringend benötigten Arzneimittel ist nicht nur angespannt, sondern äußerst prekär.“

Es sei schlicht unmöglich, diese Arzneimittel bedarfsgerecht bei den Herstellern zu beschaffen, geschweige denn Lagerbestände aufzubauen. „Die Möglichkeiten im deutschen Markt sind fast vollständig ausgeschöpft.“

Der Import von Arzneimitteln aus anderen Ländern durch den Großhandel werde keine nennenswerte Verbesserung der Versorgungssituation bringen – abgesehen von ethischen Fragen. „Wir befinden uns mitten in einer Versorgungskrise. Mit gesetzgeberischem Flickwerk kann diese Krise nicht bewältigt werden.“

Apotheken, Industrie und Großhandel seien gemeinsam die Erfolgsgaranten für eine verlässliche Arzneimittelversorgung. „Das können wir aber nur sein, wenn unsere Infrastruktur ausreichend finanziert ist. Das Gegenteil ist der Fall.“ Die seit beinahe zwölf Jahren unveränderte und überholte Arzneimittelpreisverordnung führe zu einer Spirale der Unterfinanzierung von Apotheken und Pharmagroßhandel.

„Es gibt immer noch viele, viel zu viele in der Gesundheitspolitik, die unsere tägliche Arbeit nicht wertschätzen, teilweise nicht verstehen wollen. Das erweist sich immer mehr als Fehler! Will die Politik die heutige hohe Versorgungsqualität für Patientinnen und Patienten erhalten, muss sie sich mit uns auseinandersetzen, wie unser Beitrag angemessen honoriert werden kann.“