Rabattverträge

AOK zweifelt an Exklusivverträgen Alexander Müller, 05.11.2012 12:23 Uhr

Nichts da? Die AOK reagiert auf die Lieferengpässe bei ihren Rabattverträgen und hinterfragt den Sinn exklusiver Ausschreibungen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Die AOK hat aus ihrer aktuellen Rabattrunde acht Wirkstoffe oder -kombinationen gestrichen. Dies hat die Kasse heute offiziell bekanntgegeben. Zur Begründung verweist die Kasse lediglich darauf, dass sich die „Grundlagen des Vergabeverfahrens wesentlich geändert haben“. Doch nach Informationen von APOTHEKE ADHOC gibt es bei der Kasse ernsthafte Zweifel an dem Modell exklusiver Ausschreibungen.

Auf Nachfrage wollte die AOK den Rückzieher nicht näher begründen. Gegenüber den Herstellern wird die Kasse in einem Schreiben deutlicher: Man habe gerade bei umsatzstarken Wirkstoffen in der Vergangenheit wiederholt die Erfahrung machen müssen, dass die Exklusivpartner nicht die notwendigen Mengen in die Apotheke gebracht hätten. Auch bei der im Oktober gestarteten achten Rabattrunde gab es demnach Lieferengpässe.

Diese Erfahrungen – sowie die großen Schwierigkeiten der AOK mit ihren exklusiven Impfstoffverträgen – haben bei der Kasse zu einem Umdenken geführt: Die AOK werde „im Interesse der Kontinuität der Sicherstellung der Versorgung ihrer Versicherten nicht mehr ausschließlich auf Ein-Partner-Modelle setzen können“, heißt es in der Erklärung.

Deshalb will die Kasse es entgegen ihrer gewohnten Praxis demnächst auch mit mehreren Rabattpartnern versuchen. Die jetzt gestrichenen Wirkstoffe sollen in einer neuen Ausschreibung offenbar an drei Hersteller vergeben werden. Betroffen sind die Schnelldreher Amlodipin, Lisinopril/HCT, Losartan und Losartan/HCT, Mirtazapin, Omeprazol, Simvastatin sowie Risperidon zur parenteralen Anwendung.

Jetzt will die Kasse über eine Ausschreibung mit mehreren Rabattpartnern herausfinden, welche Variante besser ist. Die Vorteile des Ein-Partner-Modells liegen laut AOK in der Wirtschaftlichkeit und der kontinuierlichen Versorgung. Dafür sei das System anfälliger für Lieferprobleme. Gewinnen drei Hersteller einen Wirkstoff, sei dieses Risiko minimiert, dafür die Einsparungen für die Kasse gegebenenfalls kleiner.

Die Apotheker hatten in der Vergangenheit wiederholt gefordert, dass die Kassen Mehr-Partner-Modelle schließen. Damit sollte die Lieferfähigkeit sichergestellt werden und Wünsche der Patienten zumindest teilweise berücksichtigt werden.

Zuletzt hatte die AOK zwei Rabattpartnern wegen anhaltender Lieferschwierigkeiten gekündigt: Die Verträge über Metformin und Metoprolol waren vorzeitig beendet worden, die Wirkstoffe wurden neu ausgeschrieben.