Reproduktionsmedizin

Ferring bringt Follitropin delta Nadine Tröbitscher, 12.12.2016 14:51 Uhr

Berlin - 

Das follikelstimulierende Hormon (FSH) Follitropin delta wurde im Oktober von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) positiv bewertet. Der Wirkstoff soll unter dem Handelsnamen Recovelle auf den Markt kommen – Hersteller ist Ferring.

Follitropin delta ist ein rekombiniertes FSH, das zur Stoffklasse der Gonadotropine zählt. Der Wirkstoff stimuliert die Entwicklung mehrerer reifer Follikel in den Eierstöcken. Recovelle wird für eine kontrollierte ovarielle Stimulation im Rahmen der Reproduktionstherapie eingesetzt. Das FSH kommt in der In-Vitro-Fertlisation (IVF) oder der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion zum Einsatz.

Für eine IVF werden der Frau befruchtungsfähige Eizellen entnommen und in einem Glasschälchen mit den Samenzellen des Mannes zusammengebracht. Bis zu drei befruchtete Eizellen werden nach 24 bis 48 Stunden in die Gebärmutter eingesetzt. Die Erfolgsrate liegt für den ersten Versuch bei 20 bis 25 Prozent. Die Erfolgsquote steigt auf 70 Prozent für den dritten Versuch.

In Deutschland nutzt man bislang das Follitropin Alpha (Gonal-F) und Follitropin Beta (Puregon) für die IVF. Sie sind als Pen auf dem Markt und werden gentechnologisch hergestellt. Frauen spritzen die Lösung zur Follikelstimulation während der IVF, um einen FSH-Mangel auszugleichen, oder in Kombination mit Lutropin Alpha, um einen Eisprung zu forcieren. Der Wirkstoff findet bei Männern zur Anregung der Spermatogenese Anwendung. Follitropin Alpha kann mit humanem Choriogonadotropin (hCG) kombiniert werden, wenn eine geringe Hormonkonzentration Ursache für die Unfruchtbarkeit des Mannes ist.

Seit 2003 übernehmen die Krankenkassen 50 Prozent der Kosten für Medikation und Behandlung. Vorausgesetzt das Paar ist verheiratet und älter als 25 Jahre, jedoch darf der Mann nicht älter als 50 und die Frau nicht älter als 40 Jahre sein. In Deutschland sind bereits 100.000 Neugeborene durch künstliche Befruchtung entstanden. Die IVF profitiert von der Stimulation der Entwicklung vieler reifer Follikel. Patientinnen beschreiben Nebenwirkungen wie Kopfschmerz, Müdigkeit, Schwindel, Beckenschmerzen und ein ovarielles Hyperstimulierungssyndrom (OHSS).

Ferring, 1956 gegründet und seit 1973 auch in Kiel ansässig, hat bislang kein FSH-Produkt auf dem Markt. Bislang kam im Rahmen einer assistierten Reproduktion (ART) das Ferring-Produkt Menogon HP zum Einsatz. Das hochgereinigte Menopausengonadotropin wird aus dem Urin von Frauen in den Wechseljahren gewonnen. Menotropin enthält FSH, LH und hCG. Der Wirkstoff wird bei weiblicher Unfruchtbarkeit eingesetzt, wenn kein Eisprung stattfindet oder im Rahmen der ART zur Entwicklung von Follikeln zur Reifung mehrerer Eizellen.

Das familiengeführte Unternehmen hat seinen Hauptsitz in der Schweiz. Die Produktionsstätten sind weltweit verteilt, hergestellt wird in Deutschland, Indien, Israel, Mexiko, Schottland, China und den USA. 10 Prozent der Mitarbeiter arbeiten in Deutschland.