Berlin, Essen und Aachen

Pegasys und Mounjaro: Dreiste Rezeptfälscher auf Beutezug Katharina Brand, 11.04.2024 12:39 Uhr

In Berlin sind nach wie vor Rezepte wie dieses im Umlauf. (Aus Datenschutzgründen wurden Informationen zum Patienten und zur betroffenen Arztpraxis unkenntlich gemacht.) Foto: Berliner Apotheke
Berlin - 

Aktuell sind wieder Rezeptfälschungen über Pegasys im Umlauf. In Berlin wurde bereits in mehreren Apotheken nach bekannter Masche versucht, die falschen Verordnungen einzulösen. Auch in Essen werden Rezepte mit dem Wirkstoff Peginterferon α-2a vorgelegt. In Aachen machen wiederum gefälschte Muster-16-Verordnungen mit Mounjaro die Runde.

„Wir haben es leider herausgegeben“, bedauert eine Apothekerin aus Berlin. „Erst nachdem uns eine andere Apotheke ein Fax geschickt hat, wurde uns die Fälschung bewusst.“ Der Aufdruck der Krankenkasse – in diesem Fall die AOK Nordost – unterscheidet sich vom Druck des restlichen Rezepts. „Die Apotheke, in der die Fälschung aufgeflogen ist, wollte wegen der Dosierung bei der Arztpraxis nachfragen. Die aufgedruckte Telefonnummer stimmte allerdings nicht mit der Praxis überein. Da wurden die Kollegen hellhörig.“

Der Vorfall ereignete sich am vergangenen Samstag. Am Montagvormittag erhielt die Apotheke dann erneut einen Anruf mit der Nachfrage, ob sie Pegasys vorrätig habe. „Möglicherweise haben sich die Fälscher gedacht: ‚Bei der Apotheke klappt es ja ganz gut, da versuchen wir es direkt nochmal.‘ Man möchte es ja pauschal niemandem unterstellen, aber natürlich sind wir jetzt sensibilisiert“, erklärt die Apothekerin.

Sowohl die Polizei als auch die betroffene Arztpraxis wurden über die Fälschungen informiert. „Die Beamten waren hier vor Ort und haben alle notwendigen Informationen aufgenommen. Der Fall geht weiter an die Kriminalpolizei“, weiß die Apothekerin.

Auch mit der betroffenen Praxis hatte die Apothekerin direkten Kontakt. „Die Praxis empfahl uns, die Versichertenkarte als Abgleichsdokument zu fordern.“ Bezüglich Pegasys sei dieses Vorgehen mehr als nachzuvollziehen, so die Apothekerin, aber „wer hat denn im Alltag die Zeit, bei jedem Rezept die Versichertenkarte einzufordern?“

Bereits Mitte März hatte es gefälschte Muster-16-Rezepte mit Pegasys in Berlin gegeben, auch hier: ein fehlerhafter Vertragsarztstempel und die fehlende Dosierung.

Pegasys-Fälschungen in NRW

Auch in Essen (NRW) tauchen gefälschte Pegasys-Rezepte auf. Hier variieren Schriftart und Schriftgröße auf dem Rezept. Zudem steht in der ersten Zeile des angeblichen Vertragsarztstempels vorangestellt die Betriebsstättennummer, gefolgt von dem Wort „artragsarztstempel“; hier hat der Fälscher beim Kopieren nicht richtig aufgepasst.

Mounjaro in Aachen

In Aachen haben es Fälscher auf Mounjaro (Tirzepatid) abgesehen. Auch hier: Der Vertragsarztstempel ist unvollständig und fehlerhaft. Für Einheimische besonders auffällig: Der Stadtname kommt hier ohne zweites A aus. Darüber hinaus fehlt die Dosierangabe.