Infektionskrankheiten

Deutsche wollen Masern-Impfpflicht dpa, 26.02.2015 15:18 Uhr

Pro Pflichtimpfung: Rund drei Viertel der Deutschen sprechen sich für eine Impfpflicht für Masern aus. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Rund drei Viertel der Deutschen befürworten Umfragen zufolge eine Impfpflicht für schwere Krankheiten wie Masern. Das zeigen zwei Anfang dieser Woche erhobene repräsentative Umfragen unter jeweils rund 1000 Bundesbürgern.

Nach Daten des Meinungsforschungsinstituts YouGov sagten 40 Prozent der Befragten, sie seien „sehr für eine Impflicht“ für solche Krankheiten, 34 Prozent waren „eher für eine Impflicht“. Nur 21 Prozent waren „eher oder sehr gegen eine Impfpflicht“. 5 Prozent zeigten sich unentschlossen. Besonders viele Befürworter hatte die Impfpflicht in der Altersgruppe ab 55 Jahre. 81 Prozent glauben, dass Impfungen im Allgemeinen wirken. 10 Prozent glauben das nicht, 9 Prozent sind sich unsicher. YouGov hatte die Teilnehmer vom 23. bis 25. Februar befragt.

Ähnliche Ergebnis erhielt eine Emnid-Meinungsumfrage für das Nachrichtenmagazin „Focus“: Demnach begrüßten 76 Prozent die Forderung nach einer gesetzlichen Impfpflicht für Masern, 17 Prozent waren dagegen. Im Osten Deutschlands sind sogar 90 Prozent für diese Maßnahme. Emnid hatte die Befragung am 23. und 24. Februar durchgeführt.

In der DDR gab es eine Impfpflicht für mehrere Krankheiten. In einigen europäischen Ländern besteht derzeit eine Impfpflicht gegen Masern – unter anderem in Bulgarien, Estland, Kroatien, Serbien und Ungarn.

In Deutschland wird darüber debattiert: Grüne und Linke haben sich im Bundestag dagegen ausgesprochen. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) hält eine solche Maßnahme zwar für „rechtlich nicht ausgeschlossen“, sieht aber eine Impflicht nur als letztes mögliches Mittel. Ähnlich hatte sich zuvor Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) geäußert.

Auch in Frankreich und Rumänien gibt es neue Debatten um eine Impfpflicht. In Österreich wird eine Impfpflicht weitgehend abgelehnt, auch von der dortigen Ärztekammer und dem Gesundheitsministerium. Der Präsident der deutschen Bundesärztekammer, Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, hat jedoch eindeutig dafür plädiert.

In Berlin stieg die Zahl der gemeldeten Masernerkrankungen weiter stark an: Allein von Mittwoch bis Donnerstag wurden 28 neue Fälle registriert, wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales mitteilte. Seit Wochenbeginn sind es fast 70 neue Erkrankungen. Seit Beginn des Ausbruchs im vergangenen Oktober stieg die Zahl damit auf 637.

Unter den Erkrankten waren auch viele Erwachsene ohne Impfschutz. Bei rund einem Viertel der Patienten verlief die Infektion bisher so schwer, dass sie ins Krankenhaus kamen. Ein Kleinkind war vergangene Woche an Masern gestorben. Es war nicht gegen die Infektion geimpft.