EU-Kommission

Eier-Skandal: Situation unter Kontrolle dpa, 04.08.2017 08:59 Uhr

Der Skandal um insektizidbelastete Eier betrifft offensichtlich weite Teile Deutschlands. Noch sind Fragen offen: Sind nur Eier belastet oder Kuchen und Nudeln? Brüssel beschwichtigt, Discounter reagieren. Foto: APOTHEKE ADHOC
Amsterdam - 

Im Skandal um Millionen Eier, die mit dem Insektenvernichtungsmittel Fipronil belastet sind, hat die EU-Kommission die Verbraucher beschwichtigt. „Die Höfe sind identifiziert, die Eier geblockt, verseuchte Eier sind vom Markt genommen und die Situation ist unter Kontrolle“, sagte eine Sprecherin der Brüsseler Behörde. „Wir stehen im permanenten Kontakt mit unseren Kollegen in den Mitgliedstaaten, die mit der Sache befasst sind.“ Eine weitere Sprecherin sicherte zu: „Sie können also unbeschadet Eier essen, hoffentlich.“ Inzwischen wurden in mehr als der Hälfte der deutschen Bundesländer Funde von Eiern bekannt, die mit dem Mittel belastet waren. Discounter nahmen Eier aus Betrieben unter Fipronil-Verdacht aus ihren Regalen.

Belastete Eier aus den Niederlanden, darunter auch Bio-Eier, waren Behörden zufolge in den Handel gelangt. Aber auch fünf niedersächsische Legehennenhalter stehen unter Verdacht, Ställe mit fipronilhaltigem Anti-Läusemittel Dega-16 desinfiziert zu haben. Ihre Höfe wurden geschlossen. Bei einem von ihnen wurden belastete Eier schon festgestellt. Mittlerweile nimmt die Kritik an den Behörden zu. Verbraucherschützer klagten am Donnerstag über ein Versagen der Kriseninformation. Niederländische Züchter sprachen von „Panikmache“.

Unklar ist, ob auch Lebensmittel belastet sein können, in denen Eiern verarbeitet wurden. Die niederländischen Behörden kontrollieren bereits Produkte wie Pasta oder Kuchen. Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) betonte: «Bei diesem toxischen Stoff gilt die Nulltoleranz. Er hat in Lebensmitteln nichts zu suchen.» Eine rückhaltlose Aufklärung forderte Martin Rücker von der Verbraucherorganisation Foodwatch. «Behörden und Unternehmen müssen jetzt nachverfolgen und unverzüglich öffentlich machen, welche Eier betroffen sind und vor allem auch, in welchen Lebensmitteln belastete Eier verarbeitet wurden.» Verbraucherschützer beklagten, dass Kunden in dieser Krise nicht gut informiert würden. «Neben einer zentralen Risikobewertung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) brauchen wir zukünftig konkrete Verhaltensempfehlungen im Sinne einer Krisenkommunikation - und zwar bundesweit einheitlich», sagte Jutta Jaksche vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Aldi Nord, Aldi Süd und Lidl nahmen die Eier von Höfen unter Fipronil-Verdacht aus den Regalen. Einen Verkaufsstopp für alle niederländischen Eiern verhängten Rewe und Penny. Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter kritisierte den radikalen Schritt. «Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil», sagte der Vorsitzende des Verbandes, Eric Hubers. Zu den Warnungen der Behörden im eigenen Land sagte er. «Das ist Panikmache, denn man weiß, dass es keine Risiken gibt.» Die Züchter erwarten große Einkommensverluste durch die Affäre. In den Niederlanden werden jährlich zehn Milliarden Eier produziert. 60 bis 70 Prozent davon sind für den Export bestimmt. Zu den Ermittlungen gegen das flämische Unternehmen, das als Verursacher verdächtigt wird, machte die Staatsanwaltschaft in Antwerpen keinerlei Angaben. Der Händler soll dem Mittel den Stoff Fipronil beigemischt haben, der in der Geflügelzucht verboten ist. Über eine niederländische Firma wurde das Mittel weiter verbreit