Erst Shisha-Teststelle, dann Ozempic-Fälschung Patrick Hollstein, 13.10.2023 13:49 Uhr
Gegen den Zwischenhändler Pharma Medtec aus Lörrach wird im Zusammenhang mit den gefälschten Ozempic-Spritzen ermittelt. Im Landkreis ist das Unternehmen bekannt, denn es hatte zuvor zwei Corona-Teststellen betrieben.
Pharma Medtec war 2020 gegründet worden und hat sich zunächst mit Corona-Schutzartikeln beschäftigt. So wurde auf der Website der Schnelltest von Roche beworben; der Inhaber hatte früher jahrelang für den Konzern gearbeitet. Später betrieb das Unternehmen wohl auch zwei Testzentren in Weil am Rhein und in Binzen – einmal in einer Shisha-Bar und einmal im Rathaus.
Die Erlaubnis zum Großhandel mit Arzneimitteln wurde im Februar 2021 durch das Regierungspräsidium Freiburg erteilt. Was es mit den Ozempic-Fälschungen auf sich hat und was die Firma damit zu tun hat, will der Inhaber nicht erklären: „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit keine weiteren Auskünfte hierzu geben können. Zu laufenden Ermittlungsverfahren äußern wir uns grundsätzlich nicht.“
Er weist vielmehr ganz allgemein darauf hin, dass die Staatsanwaltschaft gesetzlich verpflichtet sei, ein Ermittlungsverfahren einzuleiten, „auch ohne dass dies irgendeine Aussage über die tatsächliche Begehung von Straftaten trifft“.
Das Unternehmen beschreibt sich selbst als „international agierenden Pharmavertrieb für Arzneimittel, Pharmaprodukte und Medizintechnik“. „Als Pharmagroßhandel sind wir das Bindeglied zwischen Apotheken und Pharmaunternehmen und stellen die Medikamentenversorgung für Patienten sicher“, heißt es auf der Website. Noch im Sommer wurde eine PTA oder PKA gesucht.
Qualitätsvorgaben nicht erfüllt
Bislang wurde die Großhandelserlaubnis nicht widerrufen, wie ein Sprecher des Regierungspräsidiums Freiburg bestätigt. „Die Geschäftspartner des Großhändlers und alle Behörden wurden aber darüber informiert, dass dieser Großhändler derzeit die gesetzlichen Qualitätsvorgaben nicht erfüllt.“
Tatsächlich schlägt der Fall derzeit nicht nur in ganz Deutschland, sondern in ganz Europa hohe Wellen. So hat sich etwa die norwegische Behörde zuletzt nach dem Lieferanten und seinen Geschäftspartnern erkundigt.
Hinweise, dass die Ware hierzulande in Verkehr gebracht wurde, gibt es derzeit nicht. 199 Packungen kamen laut einer Anzeige des Regierungspräsidiums ursprünglich von einem österreichischen Großhändler und seien Anfang September 2023 an einen weiteren Pharmahändler in Großbritannien geliefert worden. Dort seien die Arzneimittel als gefälscht erkannt worden.
Dennoch hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Sache an sich genommen und die Apotheken aufgefordert, jede Packung vor der Abgabe zu öffnen und zu kontrollieren. Auch sollte jede Packung über Securpharm geprüft werden. Laut Regierungspräsidium liegen die Ergebnisse der Laboruntersuchungen noch nicht vor; sobald die Proben im Labor ausgewertet seien, werde man informieren.
Derweil laufen bei der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen. Dabei gehe es auch um die genauen Vertriebswege und innerbetriebliche Verantwortlichkeiten. „Die strafrechtlichen Ermittlungen werden voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen.“