Pharmahandel

Oriola: Rückzug aus Russland? APOTHEKE ADHOC, 16.10.2014 12:48 Uhr

Berlin - 

Nach Phoenix könnte sich schon bald ein weiterer europäischer Pharmahändler aus Russland zurückziehen. Der schwache Rubel und die schlechte Konjunkturlage schlagen bei Oriola-KD zu Buche. Der finnische Konzern fuhr im ersten Halbjahr 2014 operative Verluste von 90 Millionen Euro ein und denkt jetzt laut über einen Rückzug nach.

Oriola war 2008 als Mehrheitsaktionär bei den russischen Großhändlern Vitim und Moron eingestiegen, 2010 kam die Apothekenkette 03 dazu. Die vergangenen Jahre waren zwar geprägt durch Umsatzwachstum, aber auch durch massive Abschreibungen: 2012 standen Erlösen von rund 950 Millionen Euro Verluste von zwei Millionen Euro gegenüber. Im Jahr zuvor hatten noch 46 Millionen Euro zum Sprung in die schwarzen Zahlen gefehlt. 2013 kletterten die Umsätze noch einmal auf knapp 980 Millionen Euro, der operative Verlust lag bei acht Millionen Euro.

Im ersten Halbjahr 2014 brach das Geschäft regelrecht ein. Die Apothekenkette setzte mit 57 Millionen Euro ein Viertel weniger um als im Vorjahreszeitraum, der Großhandel mit 337 Millionen Euro knapp 16 Prozent weniger.

Allerdings: In lokaler Währung hätten die Apotheken 11 Prozent weniger erlöst als im Vorjahr, der Großhandel ungefähr dasselbe. Auch auf der Ertragsseite schlagen die Probleme mit einem Fehlbetrag von 90 Millionen Euro zu Buche.

Der finnische Mutterkonzern musste daher seine Prognose kassieren und hat jetzt einen Finanzberater beauftragt, die Konditionen für einen Verkauf zu sondieren und entsprechende Verhandlungen einzuleiten.

Alternativ wird nach strategischen Alternativen und nach Einsparpotenzialen gesucht. 20 der bislang 242 Apotheken wurden bereits geschlossen, 490 Mitarbeiter mussten gehen, zwei Drittel davon im Großhandel.

Oriola wäre der zweite europäische Pharmahändler, der in Russland das Handtuch wirft. Phoenix hatte sich bereits 2010 verabschiedet, Gehe/Celesio hatte 1993 mit russischen Partnern „Gehe Pharma St. Petersburg“ gegründet, drei Jahre später seinen 65-prozentigen Anteil aber wieder verkauft. Vor einigen Jahren scheiterten Gespräche über einen Einstieg beim Marktführer Protek an den Preisvorstellungen der Eigentümer – zum Glück, wie der langjährige Konzernchef Dr. Fritz Oesterle später befand. Nur Alliance Boots ist nach wie vor in dem Markt aktiv.