Griechenland

Hamsterkäufe in Apotheken Maria Hendrischke, 01.07.2015 17:42 Uhr

Berlin - 

1,5 Millionen Griechen haben ihren Job verloren. Senioren müssen mit stark gekürzten Renten über die Runden kommen, die oftmals auch noch andere Familienmitglieder ernähren muss. Das Geld ist extrem knapp – auch für Medikamente. In den Apotheken ist die Situation aber noch weitgehend normal; Lieferengpässe gebe es bisher keine. Auch einzelne Hamsterkäufe könnten bedient werden, heißt es aus Apotheken.

Ein Angestellter der Athener Apotheke Daskalaki Anastassia berichtet, dass weniger Kunden kommen würden. Der Rückgang habe sich schon am Montag bemerkbar gemacht. Ein bis zwei Kunden am Tag hätten dagegen seitdem auch Großeinkäufe gemacht, „als würden wir vor einem Krieg stehen“, sagt er. Dabei seien insbesondere eher alltägliche Produkte und Medikamente wie Pflaster und Schmerzmittel gekauft worden. Auch Pulvermilch werde verstärkt nachgefragt. „Ein paar Familien haben große Mengen davon mitgenommen“, so der Mitarbeiter.

Engpässe gebe es allerdings nicht: Hamsterkäufe beschränkten sich auf Einzelfälle und die Großhändler würden die Apotheke weiterhin ganz normal beliefern. Jedoch sei nicht vorauszusehen, was nach der Entscheidung aus Brüssel passiere, so der Mitarbeiter.

Auch in der Apotheke von Nikolaos Chatzipantelis läuft das Geschäft wie immer. Es werde nur wenig mehr gekauft, berichtet eine Angestellte. „Statt einer Packung nehmen ein paar Kunden dann eher zwei mit“, sagt sie. Aber es werde kein spezielles Produkt verstärkt nachgefragt.

„Unserer Apotheke fehlen keine Medikamente, auch wenn davon geredet wird, dass in Griechenland einige Arzneimittel knapp werden“, so die Mitarbeiterin weiter. Ihre Apotheke werde wie üblich von den Großhändlern beliefert. „Hoffentlich bleibt das auch so.“

Aufgrund von Massenarbeitslosigkeit sei es für die Griechen gerade sehr schwer, zurechtzukommen, sagte die Präsidentin der griechischen Großhändler, Irene Markaki. Viele könnten die Kosten für eine Krankenversicherung und Arzneimittel nicht mehr tragen. Sozialapotheken versuchten, diese Menschen mit kostenlosen Medikamenten aus Spenden zu versorgen, berichtet sie.

Griechenlands Regierung und die Geldgeber in Brüssel diskutieren noch immer über die Zukunft des praktisch bankrotten Landes. Im Bundestag fand dazu heute eine Sondersitzung statt. Die griechische Bevölkerung soll am kommenden Sonntag in einem Referendum entscheiden, ob sie die von den Gläubigern auferlegten Sparmaßnahmen akzeptieren wollen. Wenn mit „Ja“ gestimmt wird, wird Griechenland ein neues Hilfspaket erhalten. Premierminister Alexis Tsipras spricht sich für ein „Nein“ aus: Die Sparauflagen seien unsozial, es müsse erneut mit den Geldgebern verhandelt werden.