Tofu, Seitan & Co.

Vegan – der Verzicht auf alles tierische Alexandra Negt, 23.03.2020 14:34 Uhr

Veganer sollten Vitamin B12 substituieren. Dieser Stoff kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor. Veganer verzichten auf Ei, Käse & Co. . Foto: RONEDYA/ Shutterstock.com
Berlin - 

Be Veggie – wer tierische Nahrungsmittel komplett von seinem Ernährungsplan streicht, der ernährt sich vegan. Wer weder Eier oder milchhaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt, muss sich für eine ausreichende Vitamin- und Mineralstoffzufuhr sehr abwechslungsreich ernähren. Am ehesten kommt es bei Eisen, Vitamin D und Vitamin B12 zu Mangelzuständen. Der Verzicht auf tierische Lebensmittel hat jedoch auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit.

Zu den Hauptgründen einer veganen Ernährung gehören tierethische Ansätze – das Tierwohl soll gestärkt werden. Viele Veganer sehen, auch in einer weitestgehend artgerechten Tierhaltung, eine nicht gerechtfertigte Einschränkung des Lebens des Tieres. Ein weiterer Grund ist der gesundheitliche Aspekt, der Verzicht auf tierische Lebensmittel bedeutet auch weniger gesättigte Fettsäuren. Der Vorteil dieser Ernährungsform, gerade für Chroniker, wird immer wieder diskutiert. Zum Teil sollen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa durch den Verzicht auf Fleisch, Käse & Co. weniger Beschwerden auslösen.

Ein weiterer Grund, der Menschen vom Veganismus überzeugt, ist noch relativ jung: Eine vegane Lebensweise ist umweltfreundlicher. Eine großangelegte Studie aus 2019 konnte zeigen, dass eine vegane Ernährung die durch Lebensmittel verursachten Treibhausgase um durchschnittlich 50 Prozent reduzieren konnte. Bei einer veganen Ernährung wird die Umwelt weniger mit Schadstoffen belastet. Zusätzlich werden weniger Ressourcen (Wasser, Energie, Naturfläche) benötigt.

Viele Veganer lebten zuvor als Vegetarier. Bei ethisch motivierten Personen scheint die Tierhaltung, welche auch für Milchprodukte nötig ist, im Fokus zu stehen. Generell wird das Milchtrinken anderer Tiere als unethisch angesehen. Innerhalb der Veganer gibt es Unterteilungen: High-Carb ist eine Ernährungsform die hauptsächlich aus Kohlenhydraten besteht, Rohköstler ernähren sich ausschließlich aus ungegarten pflanzlichen Lebensmitteln und Frutarier ernähren sich ausschließlich aus Früchten, Nüsse und Samen.

Gefahr der Mangelernährung

Aufgrund dessen, dass viele Vitamine und Mineralstoffe in pflanzlichen Nahrungsmitteln nur in geringer Konzentration vorhanden sind, kann es zu einer Minderversorgung kommen. Teilweise werden Nährstoffe aus pflanzlichen Lebensmitteln schlechter vom Körper aufgenommen, so beispielsweise beim Eisen. Bei folgenden Nährstoffen kann die Aufnahme verringert sein:

  • Proteine – Hülsenfrüchte und Tofu sind proteinreiche Lebensmittel
  • Calcium – Phytate aus Getreide und Hülsenfrüchte könne die Calciumaufnahme verhindern
  • Eisen – pflanzliches Eisen liegt als dreiwertige Verbindung vor und kann schlechter resorbiert werden
  • Vitamin D – nur in Avocado, Pfifferlingen und Champignons enthalten
  • Zink – schlechte Bioverfügbarkeit in pflanzlichen Lebensmitteln
  • Langkettige Fettsäuren – Geringe Eicosapentaensäure- und Docosahexaensäure-Werte im Blut

Drei Stoffe werden zumeist von allen Veganern in zu geringen Mengen eingenommen: Jod, Vitamin B12 und Kreatin kommen kaum in pflanzlichen Lebensmitteln vor.

  • Jod – Mangel kann zur Hypothyreose führen
  • Vitamin B12 – in ausreichenden Mengen ausschließlich in tierischen Lebensmitteln enthalten
  • Kreatin – wichtig für die Muskelkontraktion, kann nur über Fleisch aufgenommen werden

Supplementierung

Vitamin B12 sollte von Veganern oral supplementiert werden. Stillende Mütter, die sich vegan ernähren, haben häufig eine Vitamin B12-arme Muttermilch. Ohne Vitamin-B12-Supplementierung oder Zufütterung tierischer Lebensmittel kann es zu gefährlichen Mangelsymptomen, bis hin zu bleibenden neurologischen Schäden beim Kind kommen. Eine Vitamin-B12-Unterversorgung kann durch den hohen Folsäuregehalt pflanzlicher Kost lange maskiert werden. Der Mangel wird dann mitunter erst beim Auftreten von hämatologischen Symptomen entdeckt.