Blutzuckerkontrolle & Therapieanpassung

Schwangerschaft und Diabetes: Darauf sollte geachtet werden Cynthia Möthrath, 07.02.2022 14:39 Uhr

Frauen mit Diabetes müssen in der Schwangerschaft einiges beachten, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Foto: Image Point Fr/shutterstock.com
Berlin - 

Frauen mit Diabetes können heutzutage meist ohne Probleme Nachwuchs bekommen. Wird der Kinderwunsch gut geplant und engmaschig durch Fachärzt:innen betreut, können mögliche Komplikationen verhindert werden und einer glücklichen Schwangerschaft steht nichts im Wege. Eine Übersicht als Download gibt es hier.

Bei manchen Vorerkrankungen kann die Familienplanung schwierig sein, auch beim Vorliegen eines Diabetes machen sich viele Frauen Gedanken – sowohl in Bezug auf eine mögliche Schwangerschaft wie auch auf die Fruchtbarkeit generell. Da Diabetes mittlerweile gut behandelbar ist, müssen Paare jedoch nicht auf den Nachwuchs verzichten. Auch auf die Fruchtbarkeit hat die Stoffwechselkrankheit nach bisherigen Erkenntnissen keine Auswirkungen. Allerdings kann es durch Diabetes bei Frauen zu Zyklusschwankungen oder Folgeerkrankungen wie einem Polyzystischen Ovarialsyndrom (PCOS) kommen. Beides kann sich negativ auf die Schwangerschaftschancen auswirken.

Krankheitskontrolle als wichtigster Grundstein

Wichtig ist, dass bereits vor der Schwangerschaft eine gute Krankheitskontrolle vorherrscht: Die Blutzuckerwerte sollten stabil sein und möglichst geringen Schwankungen unterliegen.

Der Langzeitzuckerwert Hba1c sollte drei Monate vor der Empfängnis unter 7 Prozent, idealerweise unter 6,5 Prozent liegen. Außerdem sollten Blutdruck, Blutfettwerte und die Schilddrüsenwerte kontrolliert und gegebenenfalls medikamentös eingestellt werden. Es gilt also bereits bei bestehendem Kinderwunsch den Facharzt oder die Fachärztin frühzeitig einzubeziehen. Nur so können die idealen Grundvoraussetzungen geschaffen werden.

Medikation anpassen und überwachen

In manchen Fällen muss zudem die Medikation umgestellt werden, denn nicht alle Therapien sind in der Schwangerschaft geeignet. Meist wird auf eine Insulintherapie gesetzt, welche auch mithilfe einer Insulinpumpe erfolgen kann. Regelmäßiges Messen des Blutzuckers sollte an der Tagesordnung sein, um bei Schwankungen rechtzeitig handeln zu können. Außerdem spielen Bewegung und gesunde Ernährung eine wichtige Rolle, weil sie Einfluss auf den Blutzuckerspiegel nehmen. Ein wichtiger Baustein ist zudem die ausreichende Zufuhr von Folsäure und Jod während Kinderwunsch, Schwangerschaft und Stillzeit. Hier können beispielsweise die Folio-Produkte zum Einsatz kommen, welche ideal auf die verschiedenen Phasen ausgelegt sind.

Veränderter Insulinbedarf: Über- und Unterzuckerung droht

Während der Schwangerschaft kann sich der Insulinbedarf verändern. Grund dafür sind die Schwangerschaftshormone. Oft wird im ersten Trimenon weniger Insulin als vorher benötigt, ab dem zweiten Trimenon steigt der Bedarf hingegen an, während er kurz vor der Geburt meist wieder sinkt. Im ersten Schwangerschaftsdrittel steigt daher das Risiko für Unterzuckerungen (vor allem nachts) durch zu hohe Insulingaben. Es gilt daher vorsichtige Anpassungen gemeinsam mit dem Arzt oder der Ärztin zu besprechen. Der Partner und Freunde sollten zudem über mögliche Anzeichen einer Hypoglykämie informiert werden, um diese erkennen und gegebenenfalls handeln zu können.

Doch nicht nur zu niedrige Blutzuckerwerte sind gefährlich: Durch einen Insulinmangel kann es zu einer Übersäuerung des Blutes kommen, der sogenannten Ketoazidose. Diese stellt einen behandlungsbedürftigen Zustand dar. Bei besonders hohen Blutzuckerwerten müssen Schwangere daher auch Ketone oder Aceton im Urin messen. Bei einem nicht behandelten Diabetes können ähnliche Komplikationen drohen und eine Gefahr für Mutter und Kind darstellen. Ein Diabetes muss daher immer behandelt und ärztlich überwacht werden.

Risiken für Mutter & Kind

Eine Diabeteserkrankung kann verschiedene Risiken mit sich bringen: Sind die Blutzuckerwerte während der Schwangerschaft zu hoch, kann es zu einem hohen Geburtsgewicht des Kindes kommen. Dadurch können bei der Geburt Komplikationen entstehen, welche einen Kaiserschnitt notwendig machen. Außerdem können sich diabetesbedingte Folgeerkrankungen während der Schwangerschaft verschlechtern. Ein besonders ernstzunehmendes Risiko stellt die sogenannte Präeklampsie dar, welche häufig auch als Schwangerschaftsvergiftung bezeichnet wird: Dabei kommt es zu sehr hohen Blutdruckwerten und einer vermehrten Protein-Ausscheidung über den Urin. Hierbei handelt es sich um eine Notfallsituation, die unbedingt sofort ärztlich behandelt werden muss.

Auch für das Kind bestehen verschiedene Risiken: Durch nicht optimal eingestellte Blutzuckerwerte kann es zu Fehlbildungen an Herz, Lunge oder dem Nervensystem kommen. Außerdem können Früh- oder Fehlgeburten auftreten, wenn der Diabetes nicht richtig eingestellt ist. Durch eine frühzeitige Beratung und Stoffwechseleinstellung lassen sich die Risiken jedoch deutlich reduzieren.

Sonderform: Schwangerschaftsdiabetes

Neben der Grunderkrankung Diabetes gibt es auch den sogenannten Gestationsdiabetes oder auch Schwangerschaftsdiabetes: Dabei handelt es sich um eine Sonderform, welche erstmals in der Schwangerschaft auftritt und meist nach der Geburt wieder verschwindet. Da die Auswirkungen auf den Blutzuckerspiegel oft nur gering sind, lassen sie sich häufig durch eine Ernährungsumstellung wieder regulieren. Der Schwangerschaftsdiabetes kommt durch den veränderten Hormonhaushalt zustande. Ein unerkannter Schwangerschaftsdiabetes kann zu Risiken für Mutter und Kind führen, wie beispielsweise:

  • Neugeborenen-Gelbsucht
  • Hohes Geburtsgewicht
  • Unterzuckerung
  • Harnwegsinfekte der Mutter
  • Vorzeige Wehen und Frühgeburt
  • Bluthochdruck der Mutter
  • Präeklampsie

Durch einen Test im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen kann die Erkrankung frühzeitig erkannt und überwacht werden.