Über 40.000 Fälle untersucht

Endometriose: Riesige Datenanalyse enthüllt Krankheitsmuster 29.08.2025 12:58 Uhr

Berlin - 

Eine Analyse von Gesundheitsdaten von über 43.000 Endometriose-Betroffenen aus Kalifornien zeigt: Die Krankheit geht oft mit weiteren Leiden einher – teils schon Jahre vor der Diagnose. Besonders häufig sind gynäkologische Erkrankungen, aber auch Migräne, Asthma und Refluxkrankheit.

Endometriose ist eine chronische Erkrankung, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe außerhalb der Gebärmutter wächst. Sie betrifft rund 10 Prozent der Personen mit Uterus im gebärfähigen Alter und ist oft mit Schmerzen, Unfruchtbarkeit und weiteren gesundheitlichen Problemen verbunden.

Über 40.000 Fälle analysiert

Ziel der Studie war es, Begleiterkrankungen von Endometriose präzise zu erfassen und Unterschiede innerhalb der Patientengruppe zu erkennen. Grundlage bildeten elektronische Gesundheitsakten aus sechs medizinischen Zentren der University of California (UC) mit über 19.000 Fällen aus San Francisco (UCSF) und knapp 25.000 aus den übrigen fünf Zentren.

Die Analysen begannen mit den UCSF-Daten und wurden anschließend UC-weit bestätigt. Vergleichsgruppen ohne Endometriose waren in Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und weiteren Faktoren möglichst ähnlich. Ausgewertet wurden alle dokumentierten Diagnosen sowie nur solche vor der ersten Endometriose-Diagnose. Zusätzlich teilten die Forschenden die Betroffenen rechnergestützt in Gruppen mit ähnlichen Krankheitsmustern ein.

Über 99 Prozent waren weiblich; der Rest entfiel auf Kodierfehler, Übertragungsprobleme oder mögliche Fälle bei trans Männern oder intersexuellen Personen mit Uterus.

Auffällige Krankheitsraten

Bei Endometriose-Betroffenen traten 661 Krankheitsbilder häufiger auf; 302 davon bestätigten sich auch in den UC-Daten. Betrachtet wurden außerdem nur Krankheiten, die schon vor der Endometriose-Diagnose auftraten: Dabei blieben 106 übrig, von denen 34 ebenfalls UC-weit bestätigt wurden.

Am stärksten erhöht war das Auftreten folgender Erkrankungen:

  • Adenomyose, etwa 180-mal häufiger
  • Bauchraumverwachsungen (Beckenperitonealadhäsionen), 51-mal häufiger
  • Ovarialzysten, 16-mal häufiger
  • Migräne, rund viermal häufiger
  • Vitamin-D-Mangel, knapp viermal häufiger
  • Gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), etwa 3,6-mal häufiger
  • Asthma, rund zweieinhalbmal häufiger

Einige Leiden wie Migräne traten bereits vor der Endometriose-Diagnose auf. Auffällig war laut den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zudem, dass erhöhte Blutfettwerte in der Vergleichsgruppe häufiger vorkamen.

Auch seltene Befunde liefern Hinweise

„Viele der identifizierten Krankheiten spiegeln bereits bekannte Zusammenhänge wider, wie gynäkologische und autoimmune Erkrankungen, jedoch auch weniger erwartete wie Asthma oder GERD“, erklären die Forschenden der University of California.

Die Clusteranalyse zeigte unterschiedliche Patientengruppen mit ähnlichen Mustern – etwa mit Autoimmunerkrankungen, Schwangerschaftskomplikationen oder psychischen Leiden. „Diese Vielfalt verdeutlicht die Heterogenität der Krankheit und kann Hinweise für individuellere Behandlungsansätze liefern“, betont das Team.

„Diese Konsistenz unterstreicht den Wert, EHR-Daten zu nutzen, um komplexe, heterogene Erkrankungen wie Endometriose im großen Maßstab zu untersuchen.“ Die Forschenden empfehlen, die erkannten Komorbiditätsmuster und Patientengruppen in der klinischen Praxis zu berücksichtigen und sehen Potenzial, diese Methode auch auf andere chronische Erkrankungen anzuwenden.

Die Studie mit dem Titel „Comorbidity analysis and clustering of endometriosis patients using electronic health records“ wurde an der University of California, San Francisco durchgeführt und kürzlich in Cell Reports Medicine veröffentlicht.