Interviewreihe

PKA in der Heimversorgung: „Es muss ein Umdenken stattfinden“ 30.09.2025 13:00 Uhr

Berlin - 

Seit 29 Jahren arbeitet Angelika Jakobs als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) – und hat in der Heimversorgung ihre große Leidenschaft gefunden. Sie organisiert Bestellungen, koordiniert die Kommunikation mit Heimen und Arztpraxen und entlastet ihre PTA-Kolleginnen im Apothekenalltag. In der neuen PKA-Interviewreihe erklärt sie, warum ein Umdenken im Berufsbild der PKA immer wichtiger wird.

„Ich bin ein alter Hase und PKA aus Leidenschaft“, sagt Jakobs über sich selbst. Aus ihrer langjährigen Erfahrung heraus sagt sie: „Die PKA ist vielseitig einsetzbar und bringt der Apotheke enorme Vorteile.“ Besonders in der Heimversorgung habe sie das erlebt. Ursprünglich sollte sie dort nur aufgrund von Personalmangel aushelfen. „Aber es hat sich einfach weiterentwickelt – und ich bin geblieben.“

Die PKA als Gelenk im Arbeitsprozess

Die Apotheke, in der Jakobs arbeitet, beliefert derzeit acht große Pflegeheime, 14 soziale oder diakonische Einrichtungen sowie zwei Pflegedienste. „Das schaffen die PTA alleine nicht. Ich unterstütze bei den Bedarfsabverkäufen. Dafür sind die Kolleginnen sehr dankbar.“ Das geschehe selbstverständlich unter Aufsicht der PTA. „Aber der Vorteil einer PKA in diesem Bereich ist die Prozessoptimierung. Die Bestellungen und die digitale Kommunikation zwischen Arztpraxen und Heimen, das ist meine Aufgabe.“

Darüber hinaus spiele sie mit ihrer Arbeit den PTA zu. „Ich übernehme die Bestellungen und die digitale Kommunikation zwischen Arztpraxen und Heimen“, erklärt Jakobs. Dadurch entlastee sie ihre Kolleginnen spürbar: „Wenn ich sehe, dass ein Rezept eine Neuverordnung enthält, fordere ich gleich den Medikationsplan an. So können die PTA in der Zwischenzeit andere pharmazeutische Aufgaben erledigen – das spart Zeit und Kosten.“

Gleiches gelte für das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarten (eGK): „Wir haben eine so hohe Anzahl, dass man das ohne Organisation und Logistik gar nicht stemmen kann. Wir dokumentieren genau, wann eine Karte eingeht und wieder zurückgeht.“

Den wesentlichen Vorteil ihres Einsatzes in der Heimbelieferung erkennt die PKA aber bei den Abverkäufen unter Aufsicht. „Ich als PKA habe die Einkäufe im Blick und das Wirtschaften immer im Hinterkopf. Das heißt, ich stelle mir beim Abverkauf die Fragen: Ist das wirtschaftlich? Ist das kosteneffizient? Das ist bei uns ein ganz großer Stellfaktor.“

Im Prinzip nehme die PKA ihren PTA-Kolleginnen Bestellwesen und Kommunikation ab: „Also das, was die PTA eigentlich noch zusätzlich leisten müsste. Das nehme ich ihr ab, von mir bekommt sie praktisch das fertige Produkt vorgelegt, das sie am Ende noch einmal kontrollieren muss.“

Grenzen und Chancen

Ein aktuelles Beispiel sei das Thema Verbandsstoffe, „wo mittlerweile immer die günstigste Variante abgegeben werden muss.“ Der Fokus einer PTA liege klar im pharmazeutischen Bereich. PKA können ihren Kolleg:innen laut Jacobs hier gezielt den Rücken freihalten: „Das Auge geht automatisch zu den kaufmännischen Schwerpunkten. Darin sehe ich den großen Vorteil.“

Bei freiverkäuflichen Produkten könne Jacobs auch direkt am Telefon beraten. „Wir haben vereinzelt Altenheimpatienten, die zum Beispiel eine Zahnpasta bestellen wollen. Die auch glücklich sind, noch einmal selbst etwas in die Hand nehmen zu können. Das kann ich selbstständig beraten und verkaufen.“

Darüber hinaus werde die Heimbelieferung immer wichtiger: „Viele Apotheken holen sich Heime, um die Apotheke halten zu können oder beliefern onkologische Praxen.“ In diesem Bereich sehe sich die PKA allerdings nicht. „Das sind pharmazeutische Sachverhalte, da sind klar PTA und Apothekerinnen und Apotheker zuständig.“

PKA und PTA brauchen Gleichstellung

Ganz grundsätzlich, betont Jacobs, müsse in den Apotheken ein Umdenken in puncto PKA-Beruf stattfinden. „Einige haben im Kopf noch das feste Klischee, dass wir nur die Regale auffüllen – und das ist weit überholt. Dafür haben wir mittlerweile Aushilfen.“ PKA sollten sich stattdessen auf komplexe Aufgaben wie die Heimversorgung konzentrieren.

In Zukunft werde den Inhaberinnen und Inhabern nichts anderes übrig bleiben, als ihre PKA mehr in Abläufe wie die Heimbelieferung einzubinden, um so das Überleben der Apotheke zu sichern. „Die PKA muss der PTA in ihrer Bedeutung gleichgestellt werden“, sagt Jakobs. „Wir haben den kaufmännischen Schwerpunkt, die PTA den pharmazeutischen – beide sind gleich wichtig und fungieren als Team hervorragend.“

Dazu gehöre auch eine angemessene Bezahlung: „Der Beruf muss so attraktiv sein, dass sich Auszubildende ihre Miete leisten können. Es geht nicht um Luxus, sondern um faire Rahmenbedingungen.“ Jakobs plädiert zudem für mehr Weiterbildungsmöglichkeiten für PKA: „Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen und uns weiterentwickeln – auch wenn es bislang nur wenige offizielle Angebote gibt.“

 

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