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Lieferengpässe: Auf die Kommunikation kommt es an 06.05.2025 15:21 Uhr

Berlin - 

Lieferengpässe sind in Apotheken nach wie vor ein Topthema. Vor allem die Kommunikation mit Kundinnen und Kunden stellt Apothekenteams vor Herausforderungen. Welche Sofortmaßnahmen können ergriffen werden? Ein Überblick über Tools, Strategien und die interne Kommunikation.

Die Liste der von Lieferengpässen betroffenen Arzneimittel ist nach wie vor lang. Beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind aktuell 543 betroffene Präparate durch die Hersteller gemeldet, darunter viele Antibiotika, Schmerzmittel und Antiasthmatika – also Notfallarzneimittel oder jene des alltäglichen Bedarfs für Chroniker:innen.

Totalausfall oder Lösungsfindung möglich?

Am Ende bleibt die Frage: Wie kommuniziert man das Problem? Von einem Engpass ist immer dann die Rede, wenn ein Arzneimittel über einen Zeitraum von mehr als zwei Wochen nicht in der üblichen Menge ausgeliefert werden kann.

Dabei muss es sich jedoch nicht immer um einen Totalausfall handeln: Beim aktuellen Beispiel Pramipexol sind insbesondere die kleineren Einstellungsdosen nicht verfügbar. Hier kann in Rücksprache mit dem Verschreiber eine Lösung gefunden werden – wie beispielsweise die Verordnung einer höheren Dosis mit Teilbarkeit.

Tools und Strategien

Patientinnen und Patienten zeigen nicht immer Verständnis, wenn ihre Medikamente nicht am selben Tag verfügbar sind. Der damit verbundene Mehraufwand – durchschnittlich 23,7 Stunden pro Woche für das Management von Lieferengpässen, Rücksprachen mit Ärzt:innen und dem Großhandel – bleibt vollständig an den Apothekenteams hängen.

Umso wichtiger ist es hier einen gezielten Fahrplan im Team zu etablieren. Eine erste Maßnahme bei absoluter Nichtverfügbarkeit kann deshalb die gezielte Aufklärung und Sensibilisierung der Thematik sein. Dafür nehmen sich viele Apothekenteams Zeit für eine umfassende pharmazeutische Beratung. Nach wie vor legen einige Inhaber:innen Wartelisten an, um den Kundinnen und Kunden zu signalisieren, dass sie die Beschaffung im Fokus haben.

Die Aufnahme der Daten der betroffenen Patienten dient hier nicht nur der schnelleren Kommunikation bei wiederkehrender Lieferbarkeit. „Zudem fühlen sich Kundinnen und Kunden ernst genommen, wenn ich etwas dokumentiere und versichern kann, dass ich das Problem im Blick habe“, erklärt eine Inhaberin.

Auch eine direkte Anfrage beim Hersteller, die der Kundschaft beim nächsten Besuch vorgelegt werden kann, schafft Vertrauen und Transparenz im Umgang mit der Situation, denn: Gerade bei älteren Patientinnen und Patienten sorgt ein Engpass für viel Unsicherheit.

Um eine Lösung für die Akutsituation zu finden, übernehmen viele Teams auch die Kommunikation mit dem Verschreiber, falls es kein Austauschpräparat gibt. Nebenbei werden so im besten Fall weitere Verordnungen des Engpasspräparats gezielt verhindert. Langfristig gesehen lohnt sich auch der Vermerkt eines Neinverkaufs im System, um im Nachhinein die Lagerkapazitäten gegebenenfalls zu erhöhen und auf einen möglichen erneuten Engpass gefasst zu sein.

Stückeln, ja oder nein?

Apotheken dürfen laut Lieferengpassgesetz (ALBVVG) bei Lieferengpässen ohne Arztrücksprache wirkstoffgleiche Präparate abgeben, solange die verordnete Gesamtwirkstoffmenge nicht überschritten wird. Erlaubt sind abweichende Packungsgrößen, -anzahlen, Teilmengenentnahme und unterschiedliche Wirkstärken (sofern teilbar oder kombinierbar, zum Beispiel 40 mg + 20 mg statt 60 mg). Die Zuzahlung richtet sich nach dem Rezept, nicht nach der Anzahl der Packungen. Auf Papierrezepten ist die Sonder-PZN 02567024 plus Faktor anzugeben, beim E-Rezept erfolgt die Dokumentation über Schlüssel 12 und Freitext. Bei Bedarf können auch Produkte verschiedener Hersteller kombiniert werden.