Digitalisierung: Klemmbrett oder Tablet? 09.09.2025 14:58 Uhr
Digitale Prozesse erleichtern Apotheken den Einkauf spürbar, von der Warenbestellung bis zur Rechnungsablage. Doch während moderne Systeme automatische Nachbestellungen oder digitale Lieferscheine ermöglichen, sind längst nicht alle Prozesse digitalisiert – und zuverlässige Notfalllösungen eigentlich obsolet.
„Heute läuft bei uns vieles digital, was früher wirklich mühsam war“, berichtet Dr. Nojan Nejatian, Inhaber der Heegbach-Apotheke in Erzhausen. Besonders bei der Warenwirtschaft habe die Digitalisierung vieles vereinfacht: Lagerbestellungen, Rechnungen und die digitale Ablage sind längst Alltag. „Die Großhandelsrechnungen haben wir mittlerweile komplett digital, was die Ablage und Suche enorm erleichtert. Gutschriften bewahren wir aber nach wie vor lieber in Papierform auf.“
Abseits solcher individuellen Lösungen sind digitale Warenwirtschaftssysteme in Apotheken sehr unterschiedlich verbreitet. Während einige Häuser moderne, cloudbasierte Anwendungen mit Funktionen wie automatischer Nachbestellung oder digitaler Lieferscheinablage nutzen, arbeiten andere noch mit älteren Programmen oder teilweise sogar mit Papier. Auch Themen wie Investitionskosten, Datenschutz oder Schnittstellen zwischen verschiedenen Systemen spielen beim Digitalisierungsgrad eine Rolle.
Faxgeräte sind nicht wegzudenken
Bestellungen beim Großhandel laufen in Apotheken schon seit vielen Jahren digital und sind aus dem Alltag kaum mehr wegzudenken. Anders ist die Lage bei Direktbestellungen: Vor allem bei kleineren Nachordern greifen Apotheken weiterhin häufig zum Fax, obwohl mit KIM längst ein sicheres System in der Telematikinfrastruktur vorgesehen ist. Wie wichtig das Fax für die Beschaffung nach wie vor sein kann, zeigte sich kürzlich beim bundesweiten Ausfall des E-Rezepts: In der Wald-Apotheke in Gräfenroda konnte eine Patientin mit Gürtelrose erst dank einer gefaxten Verordnung versorgt werden.
Kundenkontakt bleibt analog
Nejatian betont, dass er die Digitalisierung nur dort ablehnen würde, wo sie den persönlichen Kontakt verdrängt. „Die Beratung unserer Patientinnen und Patienten lebt von Nähe, Empathie und Vertrauen – das lässt sich nicht digitalisieren.“ Gleichzeitig sieht er weiteres Potenzial für Entlastung im Apothekenalltag, etwa durch digitale Dokumentation. Weniger sinnvoll erscheint ihm dagegen eine Digitalisierung bei Betäubungsmitteln, da hier die Behörden weiterhin eine Papieraufbewahrung verlangen.