Permanent Make-up: Ekzeme und infektiöse Entzündungen 24.07.2025 13:32 Uhr
Kein tägliches Auftragen von Mascara oder Eyeliner mehr, stattdessen dauerhaft betonte Augen durch Permanent Make-up oder Wimpern-Extensions: Für viele Frauen klingt das verlockend. Was viele nicht wissen: Die begehrten Beauty-Behandlungen bergen vor allem für Haut und Augenlider Risiken.
Gerade bei Wimpernverlängerungen, die aktuell boomen, kommt es nicht selten zu Hautreaktionen. „Zu den häufigsten akuten Störungen zählt das behandlungsbedürftige allergische Kontaktekzem am Lidrand, meist ausgelöst durch den verwendeten Klebstoff“, erklärt Dr. Elisabeth Messmer von der Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München und Expertin der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).
Dabei reagiert die empfindliche Lidhaut auf den Kontakt mit den oft reizenden Substanzen im Kleber. Juckreiz, Rötung und Schwellung gehören zu den typischen Symptomen. Zusätzlich können infektiöse Entzündungen des Lidrands und der Bindehaut auftreten – ebenfalls sichtbar an der Haut: gerötete, schuppige und teils nässende Areale entlang des Wimpernkranzes.
Langfristig drohen chronische Schäden: „Ein langfristiger negativer Effekt ist die Verkalkung der Wimpernbasis sowie der Verlust von eigenen Wimpern durch eine Verletzung am Haarschaft“, so Messmer. Auch dies kann sich in Form von kahlen, geröteten Lidrändern oder chronischem Brennen äußern. In besonders schweren Fällen kommt es sogar zu Hornhautverletzungen – glücklicherweise nur selten.
Lidstrich-Tattoos: Haut leidet
Auch beim Permanent Make-up, insbesondere beim sogenannten Lidstrich-Tattoo, zeigen sich häufig Reaktion der Lidhaut. Lidschwellungen und Rötungen gelten als normale Folge der Prozedur. Doch laut Messmer kann es auch anders kommen: „Es können aber auch allergische Reaktionen in Form von Ekzemen auftreten oder langwierige Entzündungen.“
Ein Ekzem am Lidrand ist dabei nicht nur schmerzhaft, sondern auch kosmetisch belastend. Die Haut wird gerötet, schuppig und kann sich entzünden. Besonders gefährlich wird es bei mangelnder Hygiene im Studio: „Auch Infektionen mit Staphylokokken, Streptokokken, Hepatitis und HIV sind beschrieben, vor allem bei unhygienischem Arbeiten.“
Doch nicht nur Infektionen, auch die Veränderung der Hautfunktionen ist ein Problem. So schädigen Lidstrich-Tattoos laut Studien langfristig die Talgdrüsen des Lidrandes, die für die Produktion des öligen Tränenfilms verantwortlich sind. Die Folge: Trockenes Auge, mit sichtbaren Anzeichen wie geröteter, gereizter Lidhaut, Spannungsgefühl und brennenden Augen. Außerdem stehen die Tattoos im Verdacht, Hauterkrankungen wie Schuppenflechte oder Neurodermitis zu verschlechtern.
Toxische Pigmente
Ein weiteres Problem: Die verwendeten Farbpigmente in den Tattootinten. „Es handelt sich bei Tattoo-Tinten um potenziell äußerst toxische Substanzen“, warnt Messmer. Enthalten sind oft Antimon, Cadmium, Eisen, Chrom und weitere Stoffe, die für Haut und Organismus hoch problematisch sein können.
Hinzu kommt: „Keine Berufsausbildung zur Kosmetikerin ist erforderlich, um sich im Bereich Permanent Make-up selbstständig zu machen. Schulungen umfassen oft nur wenige Tage, anschließend erhalten die Absolventen ein Zertifikat, das die Qualifikation offiziell bestätigt“, so die DOG-Expertin. Das bedeutet: Die empfindliche Haut rund ums Auge wird oft von wenig qualifizierten Händen behandelt.
Besser Finger weg!
Noch drastischer warnt Messmer vor extremen Behandlungen wie der I-Brite-Prozedur zur Bindehautaufhellung oder dem Augapfel-Tattoo, bei dem die weiße Bindehaut farbig tätowiert wird. Diese können nicht nur zu Hautschäden, sondern sogar zum Verlust des Auges führen.
Ebenfalls kritisch: die Keratopigmentierung, ein Eingriff zur dauerhaften Änderung der Augenfarbe, bei dem Farbpigmente unter die Hornhaut eingebracht werden. Neben Hautirritationen und Lichtempfindlichkeit können laut Messmer auch störende Narben, Gefäßneubildungen und Trockenheit durch gestörte Oberflächenstruktur entstehen.
Messmers Appell ist eindeutig: „All dies sollte man vor einer Behandlung bedenken.“ Sie rät, jede anhaltende Rötung oder Hautveränderung am Auge nach einer kosmetischen Prozedur ernst zu nehmen. „Wenn Lid- oder Augenrötung länger als wenige Tage anhalten, sollte man sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben.“