Arzneimittelabgabe

PTA verkauft Beratungssticker Julia Pradel, 25.04.2016 13:19 Uhr

Berlin - 

Die Zeitschrift „emotion“ sucht derzeit die „Zukunftsmacherinnen“ des Jahres. Nominiert ist auch eine PTA: Kerstin Hinck vertreibt mit ihrem Kölner Unternehmen „Apothekengeflüster“ kleine Sticker mit Beratungshinweisen, die auf die Arzneimittelpackungen geklebt werden. Sie sollen nicht nur Patienten dabei helfen, ihr Arzneimittel richtig einzunehmen, sondern auch Apotheker ermuntern, ihre Rolle als Berater auszuleben. Bis Ende der Woche kann noch für die PTA abgestimmt werden.

2004 hatte Hinck ihre PTA-Ausbildung abgeschlossen und entschieden, den Sommer als Praktikantin auf einer Farm in Kanada zu arbeiten. Damals hatte sie auch die Möglichkeit, den Alltag in einer kanadischen Apotheke zu erleben. „Sie benutzten Sticker mit Beratungshinweisen, die einfach auf die Packung geklebt wurden“, erzählt Hinck.

Sie fand die Idee toll. Immerhin werde oft über die Packungsbeilage diskutiert und immer wieder auf die Gefahr hingewiesen, dass Patienten sie nicht verstünden und dadurch verunsichert seien. Sie fragte sich seitdem: „Warum gibt es das nicht auch hier in Deutschland?“

Nach ihrer Rückkehr arbeitete Hinck zunächst in einer Apotheke in Hamburg, anschließend als Produktmanagerin in der Industrie. In dieser Zeit reifte in ihr die Idee, die Beratungssticker auch hierzulande einzuführen. Parallel zur Arbeit bildete sie sich mithilfe von Fernstudiengängen zur Betriebswirtin und Grafikdesignerin aus.

Vor zwei Jahren war es dann so weit: Hinck kündigte ihren Job und setzte ihren Traum von der Selbstständigkeit in die Tat um. „Ich wollte schon länger zurück in meine Heimat und ich war kurz über 30. Da habe ich mir gesagt: Wenn ich es jetzt nicht mache, dann nie“, erzählt sie. Hinck hatte bis dahin so viel Geld gespart, dass sie ganz ohne Investoren und Kredite loslegen konnte. „So war ich frei, flexibel und unabhängig“, sagt sie.

Hinck suchte sich Partner für den Druck und den Vertrieb und fing an. Über die Fachmedien und die sozialen Netzwerke warb sie für ihre Idee und konnte immer mehr Kunden gewinnen. Inzwischen hätten bereits ein paar Hundert Apotheken bei ihr bestellt, schätzt sie. Aber auch Hersteller und Krankenkassen zählt sie zu ihren Kunden.

Insgesamt gibt es 18 Sticker zu verschiedenen Fällen. Am häufigsten verwendet und nachbestellt werden Sticker mit Hinweisen zu Dosierung und Einnahme, zur Aufbewahrung im Kühlschrank, zur möglicherweise eingeschränkten Wirkung der Pille und zum empfohlenen Abstand zu Milchprodukten. Auch die Erklärung, dass es sich bei dem Rabattarzneimittel um das gleiche Medikament handelt, und natürlich der Wunsch „Gute Besserung!“ laufen gut. „Der geht fast immer, nur Chronikern sollte man den nicht unbedingt mitgeben“, sagt Hinck.

Apotheken können die Sticker auch individualisieren, etwa mit dem Logo der Apotheke oder einem Teamfoto, beispielsweise zum Wunsch „Gute Besserung!“. Die Gestaltung übernimmt Hinck nach wie vor selbst, genauso wie den Vertrieb. Bei der Bestellabwicklung und der Buchhaltung hat sie sich Unterstützung geholt und arbeitet mit insgesamt acht Dienstleistern zusammen.

Die Sticker sieht Hinck als Chance für die Apotheker, ihre Beratungskompetenz in den Vordergrund zu stellen. „In der Apotheke habe ich erlebt, wie Vieles, was man gelernt hat, der Wirtschaftlichkeit weichen muss“, sagt Hinck. „Das fand ich enttäuschend.“ Die Sticker hält sie für eine gute Möglichkeit, Wirtschaftlichkeit und Beratung zu verbinden.

Die Sticker können entweder während der Beratung aufgeklebt werden oder schon vor der Einlagerung. Dann dienen sie zugleich als Gedächtnisstütze für den Abgebenden. Ein Set mit allen 18 Motiven und Blöcken mit je 50 Stickern kostet 33 Euro. Einen einzelnen Block gibt es für 1,90 Euro. Bei großen Stückzahlen gibt es einen Rabatt.