Zerstörung des Apothekensystems

Kammer/Verband: Lauterbach ist untragbar Patrick Hollstein, 27.09.2023 08:49 Uhr

Gemeinsam mit Kammerpräsident Manfred Saar fordert Susanne Koch als Verbandsvorsitzende im Saarland den Rücktritt von Karl Lauterbach. Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Mit dem Saarland fordert jetzt der erste Kammerbezirk den Rücktritt von Karl Lauterbach (SPD). Als Gesundheitsminister habe er jedes Vertrauen zerstört, so Kammer und Verband in einer gemeinsamen Erklärung.

„Dass ein Minister einen Tag vor der wichtigsten berufspolitischen Veranstaltung der Apothekerschaft über die Medien seine zerstörerischen Pläne vorstellt ist ein beispielloser Affront“, so Susanne Koch, Vorsitzende des Saarländischen Apothekerverein e.V. und Manfred Saar, Präsident der Apothekerkammer des Saarlandes. „Jetzt zeigt sich, dass der Minister nichts anderes will, als ein funktionierendes System zu zerschlagen. Dieser Minister ist für die Apotheken und das gesamte Gesundheitswesen untragbar geworden. Es zeigt sich immer mehr, dass der Minister nichts anderes will, als die Freiberuflichkeit durch Staatsmedizin zu ersetzen.“

Aber auch inhaltlich seien die „Ideen“ eine Kampfansage des Ministers gegenüber der gesamten Apothekerschaft. Mit der Honorarkürzung Anfang des Jahres habe die Bundesregierung die Apotheken wirtschaftlich bereits extrem unter Druck gesetzt. Käme Lauterbach mit den jetzt vorgestellten Plänen im Parlament durch, würde er den Apotheken komplett den Boden unter den Füßen wegziehen. „Die warmen Worte des Ministers, wie wichtig angeblich Apotheken seien, sind nur eine leere Hülle. Dieser Minister hat sowohl inhaltlich als auch empathisch gezeigt, dass er ungeeignet ist, sein Amt würdevoll auszufüllen“, so Koch und Saar.

Die beiden Standesvertreter erinnern an den Koalitionsvertrag, in dem die Ampel-Koalition eigentlich eine Stärkung der Apotheken versprochen hatte: „Mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen wird genau das Gegenteil erreicht: Die Beratung durch approbierte Apothekerinnen und Apotheker wird zusammengestrichen. Wenn der Minister vorschlägt, dass PTA eine Vertretungsbefugnis erhalten sollen, ist das nichts anderes als der Versuch, pharmazeutische Berufsgruppen gegeneinander ausspielen zu wollen. Das ist perfide und verwerflich. Auch soll die Versorgung mit Rezepturen, wie beispielsweise Salben und Fiebersäften für Kinder, in vielen Apotheken gänzlich gestrichen werden – und für Notdienste müssten die Patientinnen und Patienten sehr lange Strecken fahren, bis sie versorgt werden können. Die Annahme des Ministers, dass es mit seinen Plänen mehr Filialgründungen geben könnte, ist ebenfalls an den Haaren herbeigezogen. Denn: Bei den letzten Auswertungen der Apothekenzahlen haben wir gesehen, dass viele Filialen wieder schließen mussten.“

Für Koch und Saar ist ein Rücktritt des Ministers unausweichlich: „Apotheken haben in der Pandemie und in dem Management der Lieferengpässe gezeigt, wie unersetzlich sie sind. Dies scheint den Minister aber nicht zu interessieren. Es ist beängstigend, dass der Minister mit einem Federstrich die vollversorgenden Apotheken abschaffen will. Das ist unverantwortlich.“

Koch und Saar kündigen zudem an: „Wir werden uns massiv gegen die Pläne des Ministers zur Wehr setzen. Wir werden unseren Patientinnen und Patienten erklären, was Lauterbachs Pläne konkret für die Versorgung vor Ort bedeuten.“