Zu wenig Impfstoff

Heil „schwer irritiert“ über Spahn Patrick Hollstein, 15.12.2021 09:41 Uhr

Arbeitsminister Hubertus Heil findet, dass Karl Lauterbach (beide SPD) schon jetzt einen besseren Job macht als sein Vorgänger Jens Spahn (CDU). Foto: Andreas Domma
Berlin - 

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat deutliche Kritik an der Beschaffung von Corona-Impfstoff unter dem früheren Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geübt. Auch die Ärzt:innen sind entsetzt über das Ergebnis der Inventur.

Die Nachricht des neuen Ressortchefs Karl Lauterbach (SPD), dass für das nächste Jahr zu wenig Impfstoff zur Verfügung stehe, sei „schwer irritierend“, sagte Heil am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Da habe die Vorgängeradministration im Bundesgesundheitsministerium offensichtlich „nicht klar Schiff gemacht“. Das müsse nun die neue Bundesregierung leisten.

„Wir sind jetzt mit allen Kanälen, mit allen Mitteln dran, genug Impfstoff zu beschaffen“, versicherte Heil. „Das müssen wir gemeinsam versuchen, in den Griff zu bekommen.“ Das mache Lauterbach als Minister nicht nur kommunikativ, sondern auch organisatorisch viel besser. Er verwies darauf, dass die neue Regierung einen Krisenstab zur Organisation der Impfkampagne und ein Expertengremium zur Beratung eingesetzt habe. „Da sind jetzt endlich Strukturen geschaffen worden, damit wir Deutschland sicher durch diesen schwierigen Winter, durch die vierte Welle bringen.“

Auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) reagierte entsetzt: „Wir haben in Deutschland gerade Rekordtempo beim Impfen in den Praxen erreicht. Diese Nachricht, dass wir einen Impfstoffmangel haben, ist ein fatales Signal an alle, die gerade mit vollem Einsatz diese Pandemie bekämpfen. Wir brauchen Transparenz und vor allem ganz schnell genügend Impfstoffe. Es kann nicht sein, dass die wöchentliche Impfstoffauslieferung ein Glücksspiel ist, bei dem die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen nie wissen, ob sie das erhalten, was sie auch bestellt haben. Es darf doch nicht wahr sein, dass im Land der Impfstoffentwicklung zu wenig Impfstoff gekauft wurde.“

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist zuversichtlich, dass der Bund schnell zusätzlichen Impfstoff beschaffen kann. „Ich bin ziemlich sicher, dass es dem Bund gelingt, ich sag mal in den nächsten 14 Tagen auch zusätzlichen Impfstoff zu bekommen“, sagte er am Mittwoch im WDR. Die Impfkampagne dürfe jetzt auf keinen Fall ins Stocken geraten.

Lauterbach habe aber in einer Schalte mit den Landesgesundheitsministern gesagt, dass er in sehr guten Gesprächen mit Moderna und Biontech sei, um zusätzlichen Impfstoff zu besorgen. „Am Ende des Tages ist der Bund für die Impfstoffbeschaffung zuständig“, stellte Laumann klar. „Das ist damals so abgemacht worden. Und jetzt muss der Bund auch sehen, dass er das hinbekommt und dass er liefert.“

Wie groß der Impfstoff-Mangel sei, wisse er auch nicht genau, sagte Laumann. „In Nordrhein-Westfalen haben wir auf jeden Fall in dem absehbaren Zeitraum Impfstoff da. Die Hausarztpraxen sind sehr gut beliefert worden.“

Spahn hatte gesagt, dass in diesem Jahr genug Impfstoff für alle Auffrisch-, Erst- und Zweitimpfungen zur Verfügung stehe. Er hatte aber auch schon davon gesprochen, etwa mit Biontech/Pfizer über eine Vergrößerung der Liefermengen zu verhandeln.

Lauterbach hatte am Dienstag mitgeteilt, dass eine Inventur einen Mangel an Corona-Impfstoff für das erste Quartal des nächsten Jahres ergeben habe. Er arbeitet nach eigenen Worten aber bereits daran, mehr Impfstoff zu organisieren. «Ich hoffe, dass ich da in den nächsten Tagen eine positive Botschaft übermitteln kann», sagte er am Abend in der ARD. Bemühungen liefen über alle Kanäle, auch direkt zu Unternehmen. „Wir müssen hier Geschwindigkeit gewinnen.“