Modellprojekt in Berlin

„DispoAkut“ soll Notaufnahmen entlasten Lilith Teusch, 08.04.2024 12:31 Uhr

An den DRK Kliniken Berlin Köpenick startete ein Modellprojekt zur besseren Verteilung von Patientinnen und Patienten, um die Notaufnahmen zu entlasten. Foto: VRD/stock.adobe.com
Berlin - 

Oftmals sind es Bagatellfälle wie Rückenschmerzen, die Rettungsstellen verstopfen. Patientinnen und Patienten mit leichteren, akuten Beschwerden suchen dann auch die Zentrale Notaufnahme der DRK Kliniken Berlin Köpenick auf, weil sie zum Beispiel keinen Hausarzt haben oder mit dem Gesundheitssystem nicht vertraut sind. Das Modellprojekt „DispoAkut“ soll hier Entlastung schaffen, indem die Patientinnen und Patienten besser verteilt werden.

Mit dem Modellprojekt „DispoAkut“ sollen nun neue Wege der Versorgung gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin und dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) beschritten werden. Dafür wird Patienten mit leichteren Symptomen eine Behandlung am gleichen Tag in einer der Arztpraxen auf dem Gelände der DRK Kliniken Berlin Köpenick angeboten, sofern es freie Termine gibt. Bevor sie ein entsprechendes Angebot in der Rettungsstelle erhalten, wird durch medizinisch speziell ausgebildetes Fachpersonal doppelt geprüft, ob die Patienten für eine Behandlung außerhalb des Krankenhauses infrage kommen. Die Studie startete am 1. April und hat zunächst eine Laufzeit von sechs Monaten.

Kapazitäten der Notaufnahmen überschritten

„Unsere Zentrale Notaufnahme ist für 25.000 Patienten pro Jahr ausgelegt, versorgt werden aber faktisch rund 43.000 Menschen – also fast doppelt so viele wie geplant. Das hat Folgen für die Patienten und unsere Beschäftigten. Wir erhoffen uns von dem Modellprojekt DispoAkut eine spürbare Entlastung unserer Mitarbeitenden und zufriedenere Patienten aufgrund kürzerer bzw. planbarer Wartezeiten: eine echte Win-win-Situation“, so Dr. Christian Friese, Vorsitzender der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin.

Die Studie ist nicht die erste ihrer Art in Berlin: Erfahrungen aus dem Vivantes Klinikum am Friedrichshain, wo das Projekt im Dezember 2023 startete, sind in das Konzept eingeflossen. So können die Mitarbeitenden der DRK Kliniken Berlin Köpenick direkt über ein spezielles Tool sehen, ob es am gleichen Tag freie Termine in einer der angeschlossenen Arztpraxen gibt. Der Zwischenschritt über die Nummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes 116117 entfällt. Sollte es keinen freien Termin geben, findet die Behandlung wie gewohnt in der Zentralen Notaufnahme statt.

Schnell zum richtigen Versorgungsangebot

„Eine optimale Patientenversorgung gelingt uns nur, wenn wir die knappen personellen und finanziellen Ressourcen des Gesundheitssystems intelligent einsetzen. Deswegen wollen wir Patienten bedarfsgerecht durch das komplexe Berliner Gesundheitssystem zu den richtigen Versorgungsangeboten leiten“, sagt Dr. Burkhard Ruppert, Vorstandsvorsitzender der KV Berlin.

Die Leitstelle der KV Berlin arbeite bereits seit Jahren erfolgreich mit dem standardisierten Ersteinschätzungsverfahren (SmED), um diese Steuerung kompetent umzusetzen. „Dank ‚DispoAkut‘ wird zukünftig auch in der Zentralen Notaufnahme der DRK Kliniken Berlin Köpenick mithilfe von SmED beurteilt, inwieweit die Patienten ambulant behandelt werden können und ihnen dementsprechend Termine in Arztpraxen angeboten“, so Ruppert.

„Die Notfallversorgung in Berlin ist seit Jahren massiv überlastet. Die Rettungsstellen in den Krankenhäusern gehen regelmäßig an ihre Kapazitätsgrenzen und darüber hinaus. Hier können Modellprojekte wie DispoAkut der KV Berlin unterstützen, indem sie Patientinnen und Patienten, die ambulant versorgt werden können, eine medizinische Behandlung in Kooperationspraxen in unmittelbarer Nähe des Krankenhauses anbieten“, sagt auch Ellen Haußdörfer, Staatssekretärin für Gesundheit und Pflege.

Dadurch könnten die Kliniken entlastet werden, die sich auf die Patientinnen und Patienten konzentrieren können, die eine dringliche Behandlung in einer Rettungsstelle benötigen. „DispoAkut“ zeige, dass jenseits der vom Bund in Angriff genommenen Notfallreform auch regionale, auf die jeweils örtliche Situation zugeschnittene Projekte zur Problemlösung beitragen könnten, so Haußdörfer.