Universitätsmedizin Heidelberg

Hoppe-Tichy: Abschied von der Klinikapotheke 21.05.2025 11:26 Uhr

Berlin - 

32 Jahre lang leitete er die Geschicke der Apotheke des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), nun ist Dr. Torsten Hoppe-Tichy in den Ruhestand verabschiedet worden. Zum Abschied gab es viele lobende Worte, denn der Pharmazeut baute die Klinikapotheke zu einer führenden Einrichtung mit Krankenversorgung, Forschung und Lehre aus. Seine Nachfolge als Chefapotheker hat Dr. Tilmann Schöning angetreten.

1959 in Hannover geboren, studierte Hoppe-Tichy Pharmazie an der TU Braunschweig, wo er auch promovierte. Ab 1989 war er an der Apotheke des Universitätsklinikums Ulm, zuletzt als stellvertretender Apothekenleiter tätig. 1993 übernahm er die Leitung der Apotheke des UKHD – bis jetzt.

„In dieser Zeit hat sich die Klinikumsapotheke zu einer universitären Einrichtung gemausert, die nicht nur für die Arzneimittelversorgung zuständig ist, sondern deren 160 Mitarbeitende auch vielfältig in der Krankenversorgung, Forschung und Lehre aktiv sind. Damit ist sie eine der größten und innovativsten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland“, sagt der Leitende Ärztliche Direktor des UKHD, Professor Dr. Dr. Jürgen Debus. „Heute sind unsere Apothekerinnen und Apotheker eine feste Größe im Klinikalltag – ob bei der Medikationsplanung, Beratung von Patientinnen und Patienten oder der gemeinsamen Visite. Dafür gilt Dr. Hoppe-Tichy große Anerkennung und herzlicher Dank.“

Als Hoppe-Tichy 1993 aus Ulm nach Heidelberg wechselte, fand er eine Apotheke vor, die nicht viel mit einer universitären Einrichtung zu tun hatte. Die damals 35 Mitarbeitenden kümmerten sich rein um die Versorgung der Kliniken mit Arzneimitteln. „Aber das Wichtigste war: Es gab die Bereitschaft zu modernisieren und sich mehr in den Klinikbetrieb einzubringen. Das Team hat super mitgezogen“, sagt er. Zunächst führte der neue Chefapotheker ein Qualitätsmanagement ein, sämtliche Prozesse wurden modernisiert und deutlich stärker auf die Bedürfnisse der Ärztinnen, Ärzte und Pflegenden in den Kliniken ausgerichtet.

Apotheker auf Station

Bereits 1996 schickte Hoppe-Tichy erstmals Apothekerinnen und Apotheker auf die Stationen. „Viele Ärztinnen und Ärzten kannten das bereits von ihren Auslandsaufenthalten, der Bedarf war da und der Klinikumsvorstand unterstützte den Plan“, erinnert er sich. Inzwischen begleiten Apothekerinnen und Apotheker zum Teil täglich Visiten und sind mit einer „Sprechstunde“ zur Arzneimittelanamnese in der Chirurgischen Klinik des UKHD erste Anlaufstelle für Patientinnen und Patienten vor der OP.

Ebenfalls ab dieser Zeit bot Hoppe-Tichy Lehrveranstaltungen in klinischer Pharmazie an, zunächst für Studierende der Pharmazie, sowohl in Ausbildung als auch Prüfungen, bald auch für angehende Medizinerinnen und Mediziner.

Studienmuster für die ganze Welt

2006 folgte die Akkreditierung als Herstellbetrieb gemäß Arzneimittelgesetz nach Industriestandard. Neben dem „normalen“ Apothekenbetrieb, in welchem beispielsweise Zytostatika für die Krebstherapie, individuelle Ernährungslösungen für Frühgeborene oder sterile Infusionslösungen hergestellt wurden, konnten nun im Herstellbetrieb auch Prüfpräparate für klinische Studien hergestellt werden, die anderweitig nicht erhältlich waren.

Weil die Nachfrage stetig wuchs, mussten zusätzliche Reinraumflächen geschaffen werden: Dank einer großzügigen Förderung des Landes erhielt die Apotheke einen Anbau mit zusätzlichen 1700 Quadratmetern, an dessen Planung Hoppe-Tichy maßgeblich beteiligt war und der 2022 in Betrieb genommen wurde. „Die Qualität der dort hergestellten Produkte ist nicht nur am Medizincampus Heidelberg ein Begriff, auch Forschende aus dem Ausland, sogar aus Australien, bestellen bei uns Arzneimittel für klinische Studien.“

3D-Druck für Arzneimittel

Dazu kamen eigene Forschungsprojekte, wenn es beispielsweise in den Kliniken Probleme in der Arzneimitteltherapie zu lösen galt. Ein Projekt, das ihm sehr am Herzen liegt, kam bisher zu kurz: der Medikamentendruck. Drei Drucker stehen bereit, Ideen und Bedarfe gibt es viele: Zum Beispiel könnte man mehrere der Medikamente, die betagte Patientinnen und Patienten in der Regel täglich einnehmen müssen, jeweils in der richtigen Dosierung gemeinsam auf ein esspapier-ähnliches Plättchen drucken. Oder Arzneimittel, die in der Kinderkrebstherapie zum Einsatz kommen, in eine süße Geleekapsel ähnlich einem Gummibärchen verpacken. „Dazu muss man prüfen, was mit den Wirkstoffen beim Druck passiert: Bleiben sie stabil oder zersetzen sie sich? Welche Kombinationen funktionieren? Das würde ich gerne noch voranbringen“, so Hoppe-Tichy.

Neben der täglichen Arbeit engagierte er sich in zahlreichen Gremien und Verbänden wie dem Aktionsbündnis Patientensicherheit oder als außerordentliches Mitglied der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ). 2010 bis 2016 war er, nach 20 Jahren Engagement im Direktorium, Präsident des Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker (Adka). Seit 2005 ist er im Wissenschaftlichen Beirat der European Association of Hospital Pharmacists (EAHP) tätig.

Noch bis Ende 2025 des Jahres bleibt er an Bord, dann trete er „mit einem Lächeln ab“, wie er sagt. „Es war mir immer super wichtig, mich beruflich mit Leuten zu umgeben, die schlauer sind als ich. Das ist mir, wie ich meine, gut gelungen. Damit ist die Apotheke des UKHD für die Zukunft hervorragend aufgestellt und bereit für ein neues Kapitel mit meinem Nachfolger und langjährigen Kollegen Dr. Tilmann Schöning.“