Erfinder der medikamentösen Abtreibung

Entdecker von Mifepriston gestorben 31.05.2025 09:28 Uhr

Berlin - 

Seine Erfindung hat Empörung ausgelöst, aber auch das Leben etlicher Frauen erleichtert. Nun ist der Erfinder des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs gestorben.

Seine bekannteste Entdeckung war äußerst umstritten und hat das Leben etlicher Frauen auf der Welt beeinflusst: Nun ist der Erfinder des medikamentösen Schwangerschaftsabbruchs, Étienne-Émile Baulieu, im Alter von 98 Jahren gestorben. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf die Ehefrau des Mediziners und Forschers.

Baulieu wird 1926 in Straßburg geboren, als Jugendlicher engagiert er sich im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Später studiert er Medizin, gründete Anfang der 1960er Jahre eine eigene Forschungsabteilung am „Institut national de la santé et de la recherche médicale“ (Inserm), die er bis 1997 leitet.

In seinem Labor wird an Steroidhormonen und ihren Rezeptoren geforscht. Anfang der 1980er Jahre entdeckt er, dass sich eine Schwangerschaft im frühen Stadium durch bestimmte Hormone abbrechen lässt. Dies führt zur Entwicklung der „Abtreibungspille“ RU 486. Der Wirkstoff Mifepriston blockiert das für die Schwangerschaft notwendige Hormon Progesteron, mit dessen Hilfe sich das befruchtete Ei in der Gebärmutter einnistet. So wird die Schleimhaut abgebaut und mit ihr auch der Embryo ausgestoßen.

Erheblicher Widerstand

Gemeinsam mit Edouard Sakiz, damals Aufsichtsratschef des französischen Pharmakonzerns Roussell Uclaf, treibt er die Entwicklung voran. 1989 wird das Medikament in Frankreich trotz Kritik aus Politik und der Kirche zugelassen. Das Präparat sorgt für heftige Diskussionen. Während Befürworter in ihm eine sichere und günstige Alternative zu operativen Schwangerschaftsabbrüchen sehen, schimpfen Kritiker die Erfindung als „Todespille“. In Deutschland soll es noch zehn weitere Jahre dauern, bis das Medikament 1999 auf den Markt kommt.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron würdigte Baulieu als einen „Geist des Fortschritts, der Frauen ermöglichte, ihre Freiheit zu gewinnen“. Frankreich verliere mit ihm auch einen Mutmacher.