Nahrungsergänzungsmittel

Aicomed: Apotheke statt Amazon APOTHEKE ADHOC, 22.02.2017 12:49 Uhr

Berlin - 

Der Rat des Apothekers wiegt immer noch besonders schwer in der Beratung. Das gilt vor allem für Produkte, die sogar unter dem Namen der Apotheke angeboten werden. Ein Newcomer will sich das zunutze machen: Der Hersteller Aicomed bietet seine Nahrungsergänzungsmittel (NEM) auf Wunsch auch unter der Marke der Apotheke an.

Grundidee von Aicomed ist die Vermarktung freiverkäuflicher Produkte im Apothekenmarkt in Europa. Einige Produkte wie die Dermokosmetik von PhytoSuisse oder die NEM von Nature's Sunshine sind lizenziert und werden hierzulande von Aicomed vertrieben. Andere stammen aus eigener Entwicklung, an der auch Apotheker beteiligt waren. Diese NEM-Linie wird unter dem Namen Aicopure verkauft.

Der Fokus liegt laut Geschäftsführer Jörg Schmitz aus Überzeugung auf dem Vertrieb über die Apotheke vor Ort. „In einem derart heterogenen Markt wie bei den NEM kommt aus unserer Sicht der Apotheke eine ganz besondere Rolle zu. Nur hier findet der Kunde die fachlich fundierte Expertise um im Dickicht der diversen Anbieter das richtige Produkt zu finden“, so Schmitz, der früher für Hechtpharma tätig war.

Neben der Marke Aicopure bietet der Hersteller Apotheken auch „private Labeling“ an. Bei Produkten in Kapselform geht die individuelle Gestaltung der Packungen ab 250 Einheiten los. Bei Liquida und Tabletten liegen die Stückzahlen produktionsbedingt etwas höher. Aicomed übernimmt den Komplettservice mit einem Team aus Gutachtern, Designern/Layoutern und Anwälten.

Die NEM der Serie Aicopure sind laut Hersteller vegan, frei von Allergenen, Farbstoffen und Konservierungsmitteln. Bewusst wurde auf Blister in Faltschachteln gesetzt, um sich von den Pillendosen im Markt abzugrenzen. Zum Start gibt es 21 Produkte, jeweils als Monats- oder 2-Monatspackung. In den kommenden zwei Jahren will man auf rund 100 Produkte erweitern.

Zu den drei Gründern zählen neben Schmitz außerdem Lars Vogler mit ebenfalls 40 Prozent Anteil und Sören Paesche mit 20 Prozent. Weitere Investoren sind nicht dabei. Im operativen Geschäft kümmert sich Ulrike Schmitz um Warenmanagement, Distribution und Back Office. Apotheker Oliver Liers verantwortet Produktentwicklung und pharmazeutische Beratung. Im Vorfeld der Gründung habe man intensiv mit etlichen ehemaligen Kommilitonen über Produkte und Rezepturen philosophiert, berichtet Schmitz.

Zum Start versucht Aicomed, bei den Großhändlern zu landen. AEP habe eine Listung zugesagt, Gehe könnte im April folgen. Bis die Ware überall verfügbar ist, kommt die Ware im Direktbezug portofrei. Ab der Jahresmitte soll zudem ein kleines Außendienst-Team die Apotheken besuchen.

Eigentlich wollte Schmitz die Produkte aus Marketinggründen auch bei Amazon listen. „Hier steht allerdings die Darstellung der Produkte und das Empfehlungsmarketing im Vordergrund.“ Wenn Versandapotheken die NEM über Amazon verkaufen, müssen sie die Darstellung des Anbieters verwenden, was unter wettbewerbsrechtlichen Aspekten sicherer ist. Nach Schmitz' Erfahrungen erhöht eine Listung bei Amazon zudem die Umsätze im stationären Handel. Doch dazu kommt es derzeit nicht: „Amazon nimmt aktuell keine neuen NEM mehr auf“, berichtet Schmitz. Offenbar geht es um Haftungsfragen.