Wirtschaftsförderung

Mit Kaufland durch die Krise Patrick Hollstein, 03.08.2009 17:22 Uhr

Berlin - 

Eigentlich soll die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) „Privatisierung und Unternehmertum“ in den ehemaligen Ostblockstaaten fördern. So zumindest steht es in den Grundsätzen des Gemeinschaftsprojekts von 61 Ländern sowie EU-Kommission und Europäischer Investitionsbank. Doch seit der Gründung im Jahr 1991 finanziert die EBWE in beträchtlichem Umfang die Ost-Expansion westeuropäischer Konzerne. Einen aktuellen 150-Millionen-Euro-Kredit an den Lebensmittel-Discounter Kaufland erklärt die Bank mit der Wirtschaftskrise.

Mit dem Fördergeld sollen 20 Kaufland-Märkte in Rumänien und 13 Geschäfte in Bulgarien eröffnet werden. „Dieses Darlehen ist in den aktuellen wirtschaftlichen Zeiten besonders wichtig“, kommentierte ein EBWE-Bereichsleiter die Förderung. Der Fokus liegt demnach auf „kleineren benachteiligten Städten mit niedriger Kaufkraft“, deren Einwohner dank Kaufland von einer „breiteren Produktvielfalt zu wettbewerbsfähigen Preisen“ profitieren sollen. Den lokalen Herstellern winken laut Bank „starke Beziehungen“ zum neuen Abnehmer.

Die Schwarz-Gruppe (Kaufland, Lidl) steht seit einigen Jahren weit oben auf der EBWE-Förderliste. Rund 350 Millionen Euro sind bislang als Darlehen an den Konzern aus Neckarsulm geflossen - von insgesamt 5 Milliarden Euro, die die Bank im Bereich „Agribusiness“ ausgegeben hat.

Finanziert wurde seit 2004 die Eröffnung von Kaufland-Märkten in Polen, Rumänien und Bulgarien. Die Expansion von Lidl in Kroatien begleitete mit weiteren 150 Millionen US-Dollar die International Finance Corporation (IFC), bei der 181 Länder Mitglied sind. Die beiden Fördereinrichtungen verstehen sich als Katalysatoren für private Investitionen in wirtschaftlich schwachen Ländern.

Zum Investmentportfolio der EBWE gehören auch Apothekenketten; 15 Millionen Euro vergab die Bank Ende 2007 an die isländische Investmentgruppe Milestone, die 500 Filialen in Südosteuropa in ihren Besitz bringen will. Auch Apotheken- und Klinikketten in Ungarn und Bosnien unterstützte die Bank in den vergangenen Jahren bei ihrer Expansion.