Pharmakonzerne

Merck: Kommissar und Koffer gegen Fälschungen APOTHEKE ADHOC, 28.12.2009 11:27 Uhr

Berlin - 

Der Chef des Darmstädter Pharma- und Chemiekonzerns Merck, Karl-Ludwig Kley, macht sich für ein schärferes Vorgehen gegen Arzneimittelfälschungen stark. Wirtschaftlich gesehen seien Fälschungen bislang zwar kein großes Problem für den Konzern. „Zornig macht mich etwas anderes: Menschen können durch gefälschte Medikamente ums Leben kommen. Das sind Mordanschläge, keine Kavaliersdelikte“, so Kley.

Merck habe daher den Posten eines „Kommissars“ geschaffen, der „aktiv nach gefälschten Präparaten sucht und notfalls eingreift“. Das Problem betreffe vor allem Entwicklungsländer: „Während man in Deutschland im Verdachtsfall ein Medikament in einer Apotheke überprüfen lassen kann, geht das in abgelegenen Regionen, etwa in Afrika, nicht“, so Kley mit Verweis auf die Mini-Labore, die der Konzern über seinen „Global Pharma Health Fund“ an Entwicklungsländer liefert.

Was das Geschäft angeht, sieht Kley Merck in hervorragender Position: „Heute haben wir 30 Medikamente in der Entwicklung. Unsere Pipeline ist derzeit die beste in der Geschichte von Merck.“ Dass die Europäische Arzneimittelagentur EMEA kürzlich die Indikationserweiterung für das Krebs-Medikament Erbitux (Cetuximab) abgelehnt hatte, sieht Kley zwar als Rückschlag, aber ebenso als „Pharma-Alltag“: Man sei nach wie vor von der Wirksamkeit des Medikaments überzeugt und prüfe, welche Möglichkeiten es noch gebe.

Laut Kley prüft Merck derzeit außerdem Akquisitionen für das Kerngeschäft. „Ich kann mir Zukäufe in beiden Bereichen - in Pharma und in der Chemie - im Prinzip gut vorstellen.“ Merck könne das finanzieren, „aber es muss auch wirklich passen“. Der mehrheitlich in Familienbesitz befindliche Dax-Konzern denke in Generationen, so Kley auch mit Blick auf die Konsolidierung der Branche: „Keine Sorge, wir werden klar kommen. Entscheidend ist, dass wir über Innovationen erfolgreich sind. Wir investieren in Forschung und Entwicklung. Und wenn unsere eingeleiteten Maßnahmen wirken, dann werden wir auch in fünf bis zehn Jahren erfolgreich sein.“