Arzneimittelausgaben

IMS: Hepatitis C-Effekt flacht ab Lothar Klein, 02.06.2016 14:56 Uhr

Berlin - 

Die GKV-Arzneimittelausgaben haben sich im ersten Quartal des Jahres um rund 2 Prozent erhöht: Der Absatz nach Packungen tendierte leicht rückläufig. Diese Entwicklung ist laut aktuellen Marktstudien von IMS Health vor allem von sinkenden Ausgaben für teure Hepatitis C-Medikamente geprägt. Zudem tragen höhere Einsparungen durch Rabatte aus verhandelten Erstattungsbeträgen für „AMNOG“-Präparate dazu bei. Regional – nach Gebieten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) betrachtet – zeigen sich deutliche Unterschiede in der Umsatz- und Absatzentwicklung, die mit Steuerungsvorgaben der KVen zusammenhängen.

Dass die GKV-Ausgabenentwicklung im ersten Quartal 2016 „sehr moderat“ verlaufen ist, zeigen erste Zahlen von IMS Health: Die GKV-Ausgaben für Arzneimittel, ohne Einbeziehung von Impfstoffen, jedoch mit Berücksichtigung von über die Apotheken abgegebenen Diagnostika (Diabetes-Tests), belaufen sich im ersten Quartal des Jahres auf neun Milliarden Euro (plus 2 Prozent). Zugrunde gelegt ist diesen Berechnungen der Apothekenverkaufspreis abzüglich der von Herstellern und Apotheken zu leistenden Zwangsrabatte und abzüglich gemeldeter Rabatte aus Erstattungsbeträgen nach §130 SGB V. Einsparungen aus Rabattverträgen sind dagegen nicht berücksichtigt.

Abgegeben wurden in den ersten drei Monaten des Jahres rund 180 Millionen Packungen, das entspricht einem Rückgang von knapp einem Prozent. Auffällig ist in der Betrachtung einzelner Arzneisegmente, dass patentgeschützte Medikamente aktuell nach Umsatz nur noch um 6,2 Prozent zulegten. Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2015 machte der Zuwachs noch mehr als 16 Prozent aus.

Für die aktuelle Entwicklung gibt es laut IMS Health mehrere Gründe: Zum einen gehen die Ausgaben für Hepatitis C-Medikamente deutlich um 37 Prozent auf 259 Millionen Euro zurück. Viele Patienten seien bereits therapiert, so IMS.

Zum anderen haben sich die Einsparungen aus Erstattungsbeträgen für sogenannte AMNOG-Präparate beträchtlich um knapp 80 Prozent auf 257 Millionen Euro erhöht. Auf Medikamente mit einem Erstattungsbetrag entfällt im ersten Quartal ein Marktanteil von 12 Prozent. Zugenommen hat im ersten Quartal ferner auch die Abgabe von Medikamenten unter Rabattvertrag, und zwar in allen Arzneisegmenten.

Erwähnenswert sei hierbei: Während im Segment der Generika und Altoriginale mit ausgelaufenem Patent eine breite Fächerung der Arzneigruppen besteht – auf die zehn absatzstärksten Kategorien entfällt zusammen ein Anteil von 60 Prozent – sind Rabattverträge über patentgeschützte Arzneimittel auf weniger Indikationen eingeschränkt. Hier beläuft sich der Anteil der „Top 10“ auf 91 Prozent.

Bei der Umsatzentwicklung im Einjahreszeitraum April 2015 bis März 2016 nach Gebieten der KVen zeigen sich deutliche Diskrepanzen: Während in Berlin und Sachsen-Anhalt die Zuwachsraten unter 2 Prozent liegen, ist für Hessen, Schleswig-Holstein und Nordrhein ein Zuwachs von knapp 5 Prozent auszumachen, Spitzenreiter Bremen verbucht gar eine 8-prozentige Steigerung.

Die Unterschiede der regionalen Marktentwicklungen lassen sich laut IMS nur schwierig erklären, weil die regionale Ausgabensteuerung nicht gut vergleichbar sei und Wirkungen schwer messbar seien, erläutert IMS-Health-Managerin Dagmar Wald-Eßer: „Das liegt an unterschiedlichen Modellen, die regional erprobt werden, man denke etwa an ARMIN oder an die Wirkstoffvereinbarung der KV Bayern. Daneben gibt es eine Fülle von Einzelregelungen, ferner aber auch Verbünde von KVen und Kooperationen mit bestimmten Krankenkassen. Die Startzeitpunkte und Definitionen für bestimmte Quotenregelungen variieren und für Leitsubstanzen gibt es unterschiedliche Marktabgrenzungen. Weiterhin stehen allgemein gültigen Quoten solche in der Differenzierung nach Arztgruppen gegenüber, und Mindest- sowie Höchstquoten sind unterschiedlich definiert“, so die Expertin.

Dazu zwei Beispiele: Die Anteile von als „Rabattmedikamenten“ abgegebenen, patentfreien Arzneien schwanken zwischen den KV-Gebieten um knapp sechs Prozentpunkte, mit Hessen als Spitzenreiter (knapp 66 Prozent) und Sachsen (knapp 61 Prozent) als Schlusslicht. Dies korrespondiert mit der Nutzung von „aut idem“: In Sachsen-Anhalt und Sachsen wird die Substitution von Wirkstoffen am meisten ausgeschlossen (knapp 17 Prozent beziehungsweise 13 Prozent Anteil), in Hessen mit 7 Prozent Ausschluss fast am meisten zugelassen. Einen niedrigeren Anteil kann nur das Saarland (knapp 6 Prozent) vorweisen.