Abtreibungspille auf Rezept

USA: Apotheken dürfen Mifepriston abgeben Sandra Piontek, 05.01.2023 11:01 Uhr

USA Gericht
Die FDA verkündet, dass die Abgabe der Abtreibungspille Mifeprex über Apotheken künftig möglich sei, jedoch nur in Staaten in denen Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind. Foto: Adobe Stock / Rawf8
Berlin - 

Die Abtreibungspille mit dem Wirkstoff Mifepriston war in den USA ursprünglich nur in Arztpraxen und Kliniken mit entsprechender Zulassung erhältlich. Das ändert sich nun. Künftig können Frauen in Staaten, in denen Schwangerschaftsabbrüche erlaubt sind, die Abtreibungspille in der Apotheke erhalten. Voraussetzung ist eine Verschreibung des Arztes oder der Ärztin.

Die neuen Regeln der Arzneimittelbehörde FDA schreiben allen Apotheken in den Staaten, die die Abtreibungspille verkaufen wollen, eine Zertifizierung vor. Zudem wird von den Patient:innen bei der Abgabe eine Unterschrift verlangt.

Der Wirkstoff Mifepriston bewirkt nach Einnahme in der Schwangerschaft innerhalb von 48 Stunden eine Öffnung des Muttermundes. Parallel dazu initiiert das Arzneimittel eine Ablösung der Gebärmutterschleimhaut. Nach 36 bis 48 Stunden erfolgt eine weitere Behandlung der Patientin mit einem Prostaglandin. Dazu werden die Präparate entweder eingenommen oder vaginal eingeführt. In Folge zieht sich die Gebärmutter zusammen: Ein künstlicher Abort wird ausgelöst.

Einnahme bis zur 7. Woche

Die Anwendung von Mifepriston ist während der ganzen Schwangerschaft wirksam. Studien belegen jedoch, dass die höchste Erfolgsrate bei der Einnahme vor dem 49. Tag zu verzeichnen ist. Die Anwendung des Arzneimittels kann auch bei nicht schwangeren Frauen vor bestimmten gynäkologischen Eingriffen genutzt werden. Leichte Nebenwirkungen können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen und Hitzewallungen sein. Die Kontraktionen der Gebärmutter verursachen häufig mehr oder weniger starke Schmerzen. Auch starke Blutungen treten in etwa 5 Prozent der Fälle auf.

Eingriff in die Grundrechte

Erst im Juni hatte der von konservativen Richtern dominierte Supreme Court das seit fast 50 Jahren geltende landesweite Grundrecht auf Abtreibungen abgeschafft. Die Bundesstaaten bekamen so die Möglichkeit, Schwangerschaftsabbrüche ganz zu verbieten oder zumindest massiv zu beschränken. Zahlreiche konservative Bundesstaaten wie Arkansas, Kentucky oder Louisiana haben dies inzwischen getan. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Schwangerschaft durch eine Vergewaltigung oder durch Inzest entstanden ist. Ausnahmen gibt es in der Regel nur für medizinische Notfälle.

Viele Menschen haben protestiert

Eine Reihe liberaler Staaten kündigte dagegen an, das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche weiter schützen zu wollen. US-Präsident Joe Biden äußerte sich erneut erschüttert über die Entscheidung des Gerichts, das liberale Abtreibungsrecht des Landes zu kippen. In mehreren Städten kam es zu Protesten. Expert:innen betonen dabei, dass schon jetzt mehr als die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche in den USA durch Abtreibungspillen erfolgen.

Experten zufolge werden in den USA schon jetzt in mehr als die Hälfte aller Schwangerschaftsabbrüche Abtreibungspillen eingesetzt, so die Nachrichtenagentur AFP. Im politischen und juristischen Kampf für das Recht auf Abtreibung spielten die Mittel eine immer wichtigere Rolle. Die Mitteilung der FDA zum leichteren Zugang zur Abtreibungspille wird demnach von vielen Frauen und vor allem der US-Bürgerrechtsorganisation ACLU begrüßt. Dies nehme eine „unnötige Last“ von den Patientinnen, erklärte ACLU-Vertreterin Julia Kaye gegenüber örtlichen Medien.

Übrigens: In Deutschland darf die Abtreibungspille nur von zugelassenen Kliniken und Arztpraxen abgegeben werden, die auch Schwangerschaftsabbrüche durchführen dürfen.