Arzneimittelimporte

US-Pharmamarkt wird aufgehebelt Patrick Hollstein, 06.03.2009 17:16 Uhr

Berlin - 

In den USA könnten private und kommerzielle Arzneimittelimporte schon bald erlaubt werden. Gestern legten drei Sentatoren, darunter der Republikaner John McCain, einen Gesetzesentwurf vor, mit dem der bislang weitgehend abgeschottete US-Pharmamarkt für Importe aufgebrochen werden soll. In seinem Haushaltsentwurf hatte auch Präsident Obama Änderungen beim Thema Arzneimittelimport gefordert, um die Kosten im Gesundheitswesen senken und mehr Menschen versichern zu können.

Das Gesetzesvorhaben mit dem Titel „Pharmaceutical Market Access and Safety Act“ soll die Einfuhr von Arzneimitteln durch Apotheken und Großhändler erlauben. Auch Verbraucher sollen Arzneimittel für ihren persönlichen Bedarf bei registrierten ausländischen Versandapotheken bestellen können.

Der Entwurf enthält eine Liste von Ländern, in denen vergleichbare Standards für die Ausbildung von Apothekern, den Betrieb von Apotheken und den Schutz medizinischer Daten gelten wie in den USA. Neben Kanada sind auch die EU-Mitgliedsstaaten, die Schweiz, Australien, Neuseeland und Japan aufgeführt. Derzeit dürfen ausschließlich Pharmahersteller ihre eigenen Produkte reimportieren.

Während die Konzerne gegen die Pläne Sturm laufen, sind die mittlerweile knapp 25 beteiligten Abgeordneten fest entschlossen, die Industrie mit ihrem Gesetz umgehend in einen Preiswettbewerb zu zwingen. Laut Haushaltsausschuss liegen die Arzneimittelpreise in anderen Industrienationen 35 bis 55 Prozent unter US-Niveau.

In den kommenden 10 Jahren könnten Verbraucher den Berechnungen zufolge durch das Gesetz 50 Milliarden US-Dollar sparen; die öffentlichen Ausgaben könnten um 10 Milliarden Dollar reduziert werden. Damit Fälschungen nicht über Importwege in den Markt gelangen, wollen die Politiker die Freigabe durch spezielle Sicherheitsvorkehrungen flankieren.

Erst vor zwei Jahren hatten 36 Abgeordnete, darunter McCain und Obama, Arzneimittelimporte legalisieren wollen. Damals war ein entsprechender Entwurf, der auch Grundlage für den aktuellen Text ist, versenkt worden. Im Wahlkampf hatte McCain - ebenso wie Obama - sich für eine Aufhebung des Importverbots stark gemacht.

Sollte das Gesetz, das derzeit in den Ausschüssen verhandelt wird, Senat und Repräsentantenhaus passieren, könnte der Druck seitens der Pharmakonzerne auf die europäischen Vertriebskanäle wieder zunehmen.