Slowakei

Wem gehören die Apotheken? APOTHEKE ADHOC, 08.02.2014 09:53 Uhr

Berlin - 

Fast zehn Jahre ist es her, dass in der Slowakei das Fremd- und Mehrbesitzverbot für Apotheken aufgehoben wurde. Weil der Markt eher klein und obendrein etwas speziell ist, halten sich die paneuropäischen Pharmahandelskonzerne bislang zurück. Stattdessen versuchen ganz unterschiedliche Unternehmer ihr Glück als Apothekenbetreiber – mit dem Anspruch, der Pharmazie ein neues Gesicht zu verpassen.

Nach dem Beginn der Privatisierung im Jahr 1992 hatte sich die slowakische Regierung zunächst nicht weiter um das Thema Fremd- und Mehrbesitz gekümmert. Erst der Machtwechsel 1998 führte dazu, dass nur noch Apotheker neue Apotheken eröffnen durften.

Im Dezember 2004 gab die Regierung um Mikulás Dzurinda erneut den Markt frei; Versuche, die Liberalisierung abzuwenden, scheiterten damals. Seitdem, so hat man den Eindruck, hat es der Berufsstand umso schwerer, mit seinen Anliegen bei der Politik durchzudringen.

Der genossenschaftlich organisierte Großhändler Unipharma hat sich jetzt die Mühe gemacht, die Besitzverhältnisse im slowakischen Apothekenmarkt genauer unter die Lupe zu nehmen und die zahlreichen Betreibergesellschaften den echten Besitzern zuzuordnen.

Der Analyse zufolge ist nur noch jede zweite der knapp 2000 Apotheken im Besitz eines Apothekers. 420 Apotheken gehören zu einer Kette wie Dr. Max (190 Filialen), Farmakol (52), Schneider (40) und Sunpharma (39) sowie einer Handvoll Verbünden mit zehn bis 20 Filialen.

Für Aufregung hatte 2010 die Pleite der preisaggressiven Apothekenkette Cityfarma gesorgt. In den zuletzt 57 Filialen hatte es Rx-Boni gegeben, dafür waren die Rechnungen der Großhändler nicht bezahlt worden. So musste Phoenix seinerzeit 11 Millionen Euro abschreiben. Nach polizeilicher Durchsuchungsaktion in der Zentrale von Cityfarma wurden die Filialen an die Konkurrenz abverkauft.

Bei den Einzelapotheken geht es kunterbunt zu: Knapp 1100 Apotheken werden von Approbierten betrieben. Dazu kommt ein Dutzend Apotheken, die Pharmalaboranten, also dem slowakischen Pendant zur PTA, gehören.

145 Betriebsstätten ordnet Unipharma der Kategorie Ingenieure zu. Gemeint sind Betriebswirte, aber auch Bau- und Maschinenbauingenieure sowie ein Agraringenieur. 74 Apotheken gehören Ärzten, weitere 14 Tierärzten.

In der Kreisstadt Levice im Süden des Landes gibt es laut Unipharma einen Mediziner, der neben einer Poliklinik mit Apotheke ein Altersheim und ein Krematorium betreibt.

Auch Juristen (24) und Lehrer (10) verdienen mit Arzneimitteln ihr Geld. Dazu kommen 43 Apotheken, die Personen ohne Hochschulabschluss gehören. 69 Apotheken gehören zu einem Krankenhaus, 27 zu einer Notfallambulanz. 21 Apotheken werden von einer Aktiengesellschaft betrieben, neun Apotheken von der Supermarktkette Tesco. Sieben Apotheken rechnet Unipharma dem Pharmagroßhandel zu.

Nicht erfasst wurden übrigens die Beteiligungen von Politikern an Apotheken. Laut Unipharma engagieren sich Abgeordnete auf verschiedenen Ebenen im Arzneimitteleinzelhandel, darunter Mitglieder des Nationalrats oder des EU-Parlaments.

Zwei Apotheken in Bratislava schließlich gehören der Kirche; auch die beiden Universitäten in der Hauptstadt sowie in Košice, an denen Pharmazie studiert werden kann, haben zwei eigene Apotheken.

Dass bei soviel Unternehmertum irgendwann die Pharmazie auf der Strecke bleibt, liegt auf der Hand. „Wir sind die Marktführer im Arzneimittelverkauf unter unserem eigenen Namen und steigern die Menge an OTC-Produkten deutlich. Wir definieren, wie die slowakische Apotheke in fünf Jahren aussehen wird“, ließ sich unlängst Jaroslav Haščák im Magazin Forbes zitieren. Haščák ist Chef von Penta, dem Mutterkonzern von Dr. Max.