Schweiz

Volksentscheid zur Selbstdispensation APOTHEKE ADHOC, 17.09.2013 15:30 Uhr

Apotheke oder Arzt: In Aargau soll das Volk über die ärztliche Selbstdispensation entscheiden. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Während in Deutschland am kommenden Sonntag ein neuer Bundestag gewählt wird, entscheiden die Bürger in der Schweiz über die ärztliche Selbstdispensation – zumindest im Kanton Aargau. In dem Kanton schwelt schon seit Jahren der Streit zwischen Apothekern und Ärzten. Nun soll das Volk letztmalig über die Selbstdispensation entscheiden. Apotheker und Ärzte kämpfen um die Meinung der Bürger – und sind dabei nicht zimperlich.

Der Apotheker Fabian Vaucher sagte im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (NZZ): „Seitens der Ärzteschaft wird von einer heftigen, aber kurzen Auseinandersetzung ausgegangen. Der Letzte, der an eine solche Struktur im Krieg glaubte, war George W. Bush bei der Intervention in Afghanistan.“ Diese Naivität hätten die Apotheker nicht. „Wir wissen, dass der ‚Krieg‘ um die Selbstdispensation ein Marathon ist.“

Die Aargauer Zeitung nennt den Streit „Pillenkrieg“: In der Schweiz dürfen die Kantone selbst entscheiden, ob Praxisapotheken zugelassen werden. Die Aargauer Ärzte argumentierten bei ihrer Initiative „Ja zur ärztlichen Medikamentenabgabe“, dass die 110 Apotheken des Kantons nicht ausreichten, um die Versorgung in abgelegenen Gebieten zu gewährleisten. Sie sammelten knapp 8000 Unterschriften, sodass die Kantonsregierung sich zu dem Antrag äußern musste.

Die Apotheker starteten daraufhin die Gegeninitiative „Ja zum Miteinander statt Gegeneinander“. Darin betonten sie, dass die Abgabe von Arzneimitteln den Apothekern vorbehalten bleiben müsse, da bei den Medizinern ein Interessenskonflikt drohe. Die Apotheker sammelten sogar 48.000 Unterschriften. Um den Streit zu beenden, hat die Regierung die Volksabstimmung beschlossen.

Ärztepräsident Dr. Hans-Ulrich Iselin nannte die Initiative der Apotheker gegenüber der NZZ „marktschreierisch, irreführend und verlogen“. Die Ärzte verlangten, ein „unsinniges Monopol einer Berufsgruppe“ abzuschaffen. Praxen auf dem Land hätten bessere Überlebenschancen, wenn die Ärzte dort Medikamente verkaufen dürften. Vaucher warnte vor der Schließung von mindestens 40 Apotheken, sollte die Ärzte-Initiative angenommen werden.