Apothekenketten

Schwedens Apotheken sind verkauft Patrick Hollstein, 09.11.2009 10:20 Uhr

Berlin - 

Der schwedische Staat hat einen Großteil seiner Apotheken verkauft. Die Zuschläge gehen an einen Pharmahändler und drei Finanzinvestoren. Wie das für die Privatisierung verantwortliche Unternehmen soeben mitteilte, haben vier Bieter Zuschläge für die insgesamt acht Cluster erhalten. 466 Apotheken wechseln nun den Besitzer; der Staat streicht für den Ausverkauf 5,9 Milliarden Schwedische Kronen ein, das sind umgerechnet rund 570 Millionen Euro.

Weder Phoenix noch Alliance Boots haben einen Zuschlag erhalten. Da Celesio bereits im Vorfeld beschlossen hatte, sich nicht am Bieterverfahren zu beteiligen, geht damit keiner der drei paneuropäischen Handelskonzerne mit einem vormals staatlichen Apothekenkontingent an den Start. Eine kleine Sensation, auch für die Beteiligten.

Einziger Gewinner aus den Reihen der europäischen Pharmahändler ist der finnische Konzern Oriola-KD: Ein eigens aufgelegtes Joint Venture von Oriola-KD mit Kooperativa Förbundet (KF), der Betreibergesellschaft der Coop-Supermärkte, hat den Zuschlag für den größten Cluster erhalten: 171 Apotheken mit 930 Mitarbeitern und einem Umsatz von 4,4 Milliarden Kronen (430 Millionen Euro) gehen an Kronans Droghandel Retail.

Die übrigen Cluster haben Finanzinvestoren gekauft. Marktführer im Bereich der privaten Apotheken wird zunächst die Kette Apotek Hjärtat (Herz-Apotheke). Im Besitz des schwedischen Private-Equity-Unternehmens Altor, betreibt Hjärtat aus dem Stand 208 Apotheken mit einem Umsatz von 7,1 Milliarden Kronen (690 Millionen Euro) und 1500 Mitarbeitern. Altor ist Mehrheitseigner des Pharmaherstellers Ferrosan.

Medstop, im Besitz der schwedischen Investgruppe Segulah, übernimmt drei kleinere Cluster mit insgesamt 62 Apotheken. 660 Mitarbeiter erwirtschaften 3,1 Milliarden Kronen (300 Millionen Euro).

24 Apotheken mit einem Umsatz von 140 Millionen Euro und 230 Mitarbeitern gehen an „Vårdapoteket i Norden“ (Gesundheitsapotheke im Norden). Das Unternehmen gehört den Beteiligungsgesellschaften Priveq und Investor. Beide Unternehmen haben bereits Erfahrungen im Pharmamarkt: Investor gehört zum großen Teil der Industriellenfamilie Wallenberg, eine der wohlhabendsten und einflussreichsten Dynastien in Schweden und unter anderem Großaktionärin des Pharmakonzerns AstraZeneca. Priveq hatte erst im Mai das schwedische Unternehmen Carmel Pharma gekauft, das Applikationssysteme für Arzneimittel herstellt.

Eva-Britt Gustafsson, Chefin der Verkaufsfirma, freute sich über die „jungen Player“: „Wir glauben, dass wir eine gute Marktstruktur mit einer Reihe von Akteuren haben, die unterschiedliche Schwerpunkte und geografische Abdeckungen haben“. Die Behörden müssen dem Verkauf noch zustimmen.

Versteigert wurden Pakete zwischen zehn und rund 200 Apotheken. 330 Apotheken bleiben in Staatsbesitz, 150 Apotheken sollen - zunächst als Minderheitsbeteiligung, später komplett - an Apotheker abgegeben werden.