Großbritannien

Regierung verteidigt Beratungshonorar Benjamin Rohrer, 24.04.2012 15:18 Uhr

Berlin - 

Die britische Regierung will Apotheker auch weiterhin für Medikationschecks bezahlen. Der englische Steuerzahler-Bund hatte die sogenannten Medicine Use Reviews (MURs) zuvor als Geldverschwendung bezeichnet. Das Gesundheitsministerium hat nun reagiert und die Bedeutung der Arzneimittelberatungen für das Gesundheitswesen betont.

 

Die Checks werden einmalig in den Apotheken und ausschließlich bei Arzneimitteln mit starken Nebenwirkungen durchgeführt. Die Apotheken werden dafür vom Nationalen Gesundheitsdienst (NHS) entlohnt; seit 2005 kassieren die Pharmazeuten pro MUR 28 Britische Pfund (umgerechnet rund 34 Euro).

Dem Gesundheitsministerium zufolge gingen dem NHS jährlich mehr als 150 Millionen Pfund verloren, weil Patienten ihre Medikamente nicht richtig einnähmen. In der Folge käme es zu Krankenhauseinweisungen und häufigeren Arztbesuchen. „MUR helfen den Patienten, ihre Arzneimittel richtig einzunehmen. So werden ihre Symptome behandelt, die Verschwendung von Arzneimitteln reduziert, Klinikaufenthalte reduziert und den Arztpraxen viel Arbeit abgenommen“, so eine Ministeriumssprecherin.

 

 

Die Steuerzahler hatten unter anderem auf Basis einer Studie der Universität Nottingham bemängelt, dass die Beratungshonorare in erster Linie den Kettenkonzernen zu Gute kämen und nicht den angestellten Apothekern. „Der Steuerzahler-Bund hat seine Aussagen auf zu wenigen Nachforschungen gefußt“, so die Reaktion der Ministeriumssprecherin. Zudem seien bei der Studie aus Nottingham lediglich 53 Checks berücksichtigt worden.

Auch den Vorwurf, dass die Apotheker zu viel Geld für die Beratungen bekämen, wies das Ministerium zurück: „Apotheker bieten eine komfortable und weniger formelle Umgebung für Patienten an.“ Die pharmazeutische Beratung sei für die Patienten leicht und immer abrufbar.

Laut Ministerium sind in England derzeit mehr als 9600 Apotheken berechtigt, MUR anzubieten. In den Jahren 2010 und 2011 wurden demnach etwa 2,1 Millionen Beratungen durchgeführt, also rund 220 Checks pro Offizin. Im vergangenen Jahr hatte die NHS rund 67 Millionen Pfund für MUR ausgegeben.