Slowakei

Regierung verbietet Apotheken-Rabatte ... Patrick Hollstein, 09.11.2009 09:16 Uhr

Berlin - 

In der Slowakei sollen ab dem kommenden Jahr Bonuszahlungen für verschreibungspflichtige Arzneimittel verboten werden. Damit will die Regierung den umstrittenen Marketingaktionen der Apothekenketten einen Riegel vorschieben, gegen die die Apothekerkammer seit einiger Zeit erfolglos kämpft. Die Problematik entstand nach der Zulassung des Fremdbesitzes.

Nach 1992 hatte es mit der Privatisierung zunächst unbeschränkten Fremd- und Mehrbesitz gegeben; erst 1998 wurden Apothekenketten in der Slowakei verboten. Die Besitzer der bestehenden Ketten setzten gerichtlich einen Bestandsschutz durch; im Jahr 2004 wurde der Fremdbesitz schließlich erneut erlaubt. Der Mehrbesitz blieb zwar verboten, doch über Tochterunternehmen kann diese Beschränkung heute leicht umgangen werden.

16 Prozent der rund 1800 slowakischen Apotheken gehören heute einem Nichtpharmazeuten. Dieser Anteil hat sich seit der Freigabe vor fünf Jahren kaum geändert; dagegen haben die - eigentlich gar nicht erlaubten - Ketten stark zugelegt: 28 Prozent der Apotheken gehören heute zu einer Kette, 2004 waren es 13 Prozent gewesen. Entsprechend ist der Anteil der Apotheken im Besitz eines Apothekers von 72 auf 56 Prozent gesunken.

Spätestens seit die litauische Apothekenkette Eurovaistinė im Sommer 2005 mit aggressiven Marketing-Methoden - unter anderem Flyern unter Autoscheibenwischern - auf den slowakischen Markt gekommen war, tobt die Rabattschlacht um die Kunden. Mittlerweile haben alle größeren Ketten Rabattkarten, und selbst einige Apothekenkooperationen belohnen ihre Kunden für deren Treue.

Dr. Max, eine Kette, die in der Slowakei, in Tschechien und in Polen Filialen in Kaufland-Märkten betreibt und deren Mutterkonzern unlängst mit Grundstücken am Prager Flughafen viel Geld verdient hat, schreibt pro Rezept 35 Cent gut, in einigen Filialen sogar das Doppelte. Bei Slovlek gibt es für Rezeptkunden 10 Prozent Rabatt auf das gesamte Sortiment. Marktführer Cityfarma bietet Rentnern seit Sommer sogar 1 Euro pro Rezept - nach dem Verständnis von Firmenchef Erik Kovácz ein „sozialer Beitrag“ für die Patienten.

Die Aktion hatte den andauernden Streit zwischen der Apothekerkammer und den Kettenbetreibern eskalieren lassen. Im Sommer entzog die Kammer 42 Cityfarma-Apothekern wegen berufswidrigen Verhaltens die Lizenz; Cityfarma beschwerte sich beim Gesundheitsministerium. Dort gab man dem Filialisten recht, schließlich waren Rx-Boni nicht verboten.

Das soll sich nun ändern. Mit der Novellierung des Apothekengesetzes sollen Rabattzahlungen von Apotheken verboten werden. Die Ketten intervenierten bereits öffentlich gegen das Vorhaben, doch Gesundheitsminister Richard Raši scheint fest entschlossen, der Rabattjagd auf Kunden ein Ende zu setzen. Ab Dezember, spätestens ab Januar soll das neue Gesetz in Kraft treten.