USA

„Pro Life“-Bewegung erfasst Apotheken APOTHEKE ADHOC, 17.06.2008 14:47 Uhr

Berlin - 

In den USA gibt es immer mehr Apotheker, die aus Überzeugung keine Verhütungsmittel verkaufen. Sie sind Teil der „Pro-Life“-Bewegung in den USA, die sich von Praktiken wie Sterbehilfe, Stammezellenforschung, Todesstrafe und Abtreibung distanziert. Die „Pro-Life Pharmacies“ beanspruchen für sich das „Recht auf ein Gewissen“ und vertreiben keine Produkte, die sie für moralisch verwerflich halten - wie Kondome, Kontrazeptiva oder die „Pille danach“. Auf der Homepage der „Pharmacies for Life International“ sind bislang sieben Apotheken eingetragen, aber der Präsidentin der Organisation zufolge gibt es in den USA bereits zahlreiche „Pro-Life“-Apotheken.

Marcia Greenberger vom Nationalen Zentrum für die Rechte der Frauen sieht dies kritisch: „Es gibt derzeit eine alarmierende Entwicklung bei Apotheken, die Rezepte nicht beliefern oder die Verschreibungen der Frauen sogar einbehalten“, sagte sie gegenüber der „Washington Post“. Ihrer Ansicht nach gefährden die „Pro-Life Pharmacys“ die Gesundheit von Frauen. „Solche Apotheken grenzen einen essenziellen Teil der Gesundheitsversorgung aus“, so Greenberger.

Die meist streng gläubigen Apotheker sehen das anders: Kontrazeptiva sind aus ihrer Sicht Schuld an sexueller Promiskuität, der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten sowie steigenden Zahlen bei Scheidungen und Abtreibungen. Sie berufen sich auf ihre Religionsfreiheit und den pluralistischen Charakter der US-Gesellschaft. Kritiker werfen den Apothekern Unprofessionalität und Diskriminierung von Frauen vor. Sie befürchten, dass etwa Vergewaltigungsopfer in einigen Regionen des Landes bald keine Apotheken mehr finden könnten, die die „Pille danach“ führt.

Die US-Bundesstaaten begegnen den „Pro-Life“-Apotheken laut Zeitungsbericht unterschiedlich: Kalifornien, New Jersey, Illinois und Washington verlangen von Apothekern, dass sie jedes Rezept bedienen oder zumindest eine andere Apotheke empfehlen. Zehn weitere Staaten planen ähnliche Vorgaben. In anderen Bundesstaaten wie Virgina gibt es hingegen keinerlei Regelungen.

Der „Pro-Life“-Gedanke ist im gesamten US-Gesundheitssektor wiederzufinden: Es häufen sich Berichte über Ärzte, die keine künstlichen Befruchtungen bei lesbischen Frauen vornehmen. Sanitäter weigern sich, Frauen zur Abtreibung in die Klinik zu bringen und Anästhesisten assistieren nicht bei Operationen zur Sterilisierung. Auch die Zahl der „Pro-Life“-Apotheken wächst laut der „Washington Post“ stetig.