Österreich

Lieferengpässe: Defekt-Alarm für Ärzte APOTHEKE ADHOC, 19.08.2019 13:48 Uhr

Volle Transparenz in der Lieferkette: Pharmig-Geschäftsführer Alexander Herzog will, dass Ärzte schon bei der Verordnung sehen können, ob ein Arzneimittel lieferbar ist. SVAGW
Berlin - 

Alexander Herzog, Generalsekretär des österreichischen Herstellerverbands Pharmig, will Lieferengpässe durch erhöhte Transparenz in der Lieferkette bekämpfen. So könnten Parallelimporte eingegrenzt werden. Außerdem fordert er eine Einbindung dieser Informationen in die Praxissoftware: „Am besten wäre es, dass Ärzte nicht lieferbare Medikamente erst gar nicht verschreiben“, so Herzog.

Apothekern und Patienten in Österreich geht es beim Thema Lieferengpässe nicht besser als ihren Nachbarn im Norden. Das Problem wird auch in der Alpenrepublik immer virulenter und erhält wachsende Aufmerksamkeit von Politik, Unternehmen und Öffentlichkeit. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) hat deshalb einen runden Tisch einberufen, um mit Branchenvertretern Lösungsansätze zu suchen. Als Resultat bereitet die Regierung mittlerweile eine gesetzliche Meldepflicht bei Einschränkung der Lieferfähigkeit vor – vom Hersteller über den Großhändler bis zum Arzt und dem Apotheker sollen alle Beteiligten in der Lieferkette künftig schnell im Blick haben, wie es um die Verfügbarkeit eines Arzneimittels bestellt ist.

„Wir wollen den Weg des Medikaments genau verfolgen, also völlige Transparenz in der Lieferkette“, hat Herzog seine Vorstellung der Tageszeitung Kurier erklärt. „Damit sehen wir, wo es Parallelexporte gibt.“ Die sehen Pharmig und BASG nämlich als die wichtigste Ursache für die wachsende Zahl nicht verfügbarer Arzneimittel. „Die Arznei wird zwar nach Österreich geliefert, kommt aber nicht in der Apotheke an, weil sie ins Ausland verkauft wird, wo bessere Preise erzielt werden.“ Ein Exportverbot fordert Herzog jedoch nicht. Angesichts des freien Warenverkehrs innerhalb der EU ließe sich das rechtlich nicht halten.

Deshalb müssen andere Lösungen her, Herzogs Rezept ist dabei totale Transparenz und Selbstkontrolle. „Wir wollen auch von der gesamten Lieferkette ein Bekenntnis, dass die Ware hier in Österreich bleibt“, sagt er. Für die Ärzte wiederum müsste sichergestellt werden, dass die gemeldeten Informationen mit möglichst geringem Aufwand eingesehen werden können. „Es ist dem Arzt nicht zumutbar, dass er selbst in ein Engpass-Register schauen muss, daher müsste das automatisch über eine Datenbank-Abfrage im Hintergrund“, so der ehemalige Unternehmensberater.

Dabei solle schon bei der Rezept-Eingabe die Verfügbarkeit geprüft werden. „Leuchtet ein grünes Lämpchen auf, ist das Medikament verfügbar. Wenn nicht, muss eben eine andere Medikation gewählt werden.“ Für die technische Einbindung dieser Informationen in die jetzige IT-Infrastruktur des Gesundheitswesens sieht Herzog sein Land offenbar gut gewappnet. So sei Österreich bei der Umsetzung der EU-Fälschungsschutzrichtlinie, hierzulande besser als Securpharm bekannt, „anderen EU-Ländern um Lichtjahre voraus und daher Referenzprojekt in de EU“. Das ist nicht wörtlich zu nehmen. Österreich ist aber laut Pharmig in verschiedenen europäischen Gremien für seine vorbildliche Umsetzung der delegierten Verordnung gelobt worden.

Trotz verschiedener technischer Schwierigkeiten zieht Herzog eine positive Bilanz. „Bei jeder Einführung eines neuen IT-Projektes gibt es Anlaufprobleme , da blieben auch wir nicht verschont“, so der 55-Jährige. Die Anzahl der Fehlermeldungen sinke bei steigender Packungszahl. „Dennoch wollen wir zur Stabilisierung die Testphase noch bis Februar 2020 ausweiten“, kündigt Herzog an. Danach darf bei Fehlermeldung das Medikament nicht mehr verkauft werden.“ Die Abgabe einer Fälschung wurde durch das neue System offenbar noch nicht verhindert. „Bis jetzt war noch kein einziger Fälschungsfall dabei. Und wir haben wirklich jeden einzelnen Fall untersucht."

Herzog ist seit Juni 2018 Generalsekretär von Pharmig. Der Verband vertritt die Interessen von 120 Pharmaunternehmen in Österreich mit insgesamt rund 18.000 Mitarbeitern. Der studierte Betriebswirt kam von der Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft (SVA), dem zweitgrößten Sozialversicherungsträger Österreichs, wo er zuvor geschäftsführender Obmann war.