Österreich

Apothekerin lässt sich nicht erpressen APOTHEKE ADHOC, 27.04.2017 07:55 Uhr

Berlin - 

Weil im oberösterreichischen Ohlsdorf eine Apotheke öffnen soll, droht der Hausarzt Dr. Norbert Pamminger mit Schließung seiner Praxis. Apothekerin Karin Scheuba-Gufler lässt sich davon nicht beeindrucken und hält an ihren Plänen fest, spätestens 2019 ein Apotheke in der Gemeinde zu eröffnen. 

Zur Erinnerung: Der Mediziner gab an, 50 Prozent seines Umsatzes mit seiner Hausapotheke zu machen. Wird eine öffentliche Apotheke eröffnet, muss er sie bis Ende 2018 schließen. Auf einer eigens dafür anberaumten Pressekonferenz stellte er ein Ultimatum: Er oder die Apotheke. „Das ganze System lässt sich nicht aufrechterhalten, wenn die Einnahmen aus meiner Hausapotheke wegfallen. Ich könnte vielleicht zwei Mitarbeiterinnen entlassen, die Hälfte der Patienten wegschicken und mich irgendwie durchwursteln. Aber das ist nicht mein Anspruch.“ Lieber wechsle er in ein Krankenhaus.

Doch dabei hat es der Allgemeinmediziner nicht belassen; er startete eine Unterschriftenaktion gegen die geplante Apotheke, die er auf rechtlichem Weg nicht mehr verhindern kann. Inzwischen sollen 2100 Personen die Petition für den Erhalt der Hausapotheke unterschrieben haben.

Darüberhinaus organisierte er eine „Informationsveranstaltung”. Rund 400 Menschen sollen zum Diskussionsabend erschienen sein, bei dem es um die umstrittene Eröffnung der Apotheke ging. „Aufgrund des Tarifsystems der Gebietskrankenkasse kann ich meine Art der Patientenbetreuung ohne Hausapotheke nicht aufrechterhalten“, soll Pamminger gesagt haben.

Der Mediziner ist außerdem davon überzeugt, dass Hausapotheken auch für Patienten bequemer sind – nicht nur, was die Öffnungszeiten betrifft. „Die Leute erhalten verschriebene Mittel gleich bei mir und müssen nicht noch extra in die Apotheke fahren“, wird der Mediziner bei Nachrichten.at zitiert. Er kritisierte vor allem die gesetzliche Vorgabe, die ihn dazu zwingt, seine Hausapotheke zu schließen, sobald es im Ort eine Apotheke gibt.

Ohlsdorfs künftige Apothekerin bleibt auch angesichts des hausärztlichen Ultimatums gelassen. „Es gibt so viele Hausärzte, die keine Hausapotheke haben und wirtschaftlich bestens über die Runden kommen”, sagte Scheuba-Gufler gegenüber Nachrichten.at. Aus ihrer Sicht wird die Apotheke Ohlsdorfs Nahversorgung aufwerten. Nicht zuletzt auch deshalb, weil Apotheken mehr verkaufen als nur Medikamente.

Die Pharmazeutin nutzte die Gelegenheit und stellte sich beim Diskussionsabend den Ohlsdorfern vor. „Ich finde es schade, dass man mit populistischen Mitteln versucht, mein Unternehmen zu verhindern”, sagte sie. An ihren Plänen will die Pharmazeutin weiter festhalten.

Auch der Protest des Mediziners lässt offenbar nach. Drohte er anfangs damit, seine Praxis zu schließen und als Krankenhausarzt weiterzuarbeiten, hört es sich mittlerweile anders an. Inzwischen soll Pamminger nur noch davon sprechen, seine Kassenzulassung zurückzugeben und als Privatarzt in Ohlsdorf zu bleiben.