Österreich

Ökonomielisten für Arzneimittel Alexander Müller, 18.02.2010 15:46 Uhr

Berlin - 

In Österreich liegen sich die Pharmahersteller mit der Salzburger Gebietskrankenkasse (SGKK) in den Haaren. Im andauernden Streit über die „Salzburger Medikamentenvereinbarung“ hat der Herstellerverband Pharmig zu einem neuen Schlag ausgeholt: Eine aktuelle Umfrage unter 300 Salzburgern zeige, dass 62 Prozent der Bevölkerung gegen die neuen Verschreibungsregeln für Ärzte seien.

Hintergrund ist eine Vereinbarung der SGKK mit der Salzburger Ärztekammer, die seit Jahresbeginn gilt. Danach sollen Kassenärzte nur noch Medikamente aus einer „Ökonomieliste“ der Kasse verschreiben. Darin sind die günstigsten Medikamente einer Wirkstoffgruppe grün hinterlegt.

Der Herstellerverband sieht darin einen Angriff auf die Therapiefreiheit der Mediziner. „Der Arzt soll entscheiden, welches Medikament verordnet wird“, sagte Pharmig-Generalsekretär Jan Oliver Huber. 91 Wirkstoffe sind laut Verband von der Ökonomieliste betroffen. Bei einigen Indikationen gebe es nur noch eine sehr kleine Auswahl, manche Wirkstoffe dürften gar nicht mehr verordnet werden, so Pharmig.

Bei der SGKK wirft man den Herstellern Stimmungsmache vor: „Das ist keine Negativliste, sondern eine Empfehlung für den Arzt. Die Therapiefreiheit bleibt erhalten“, sagte der Leiter der SGKK-Ökonomiegruppe, Dr. Renato Kasseroller, gegenüber APOTHEKE ADHOC. Die Patienten müssten auch nicht monatlich auf das billigste Präparat umgestellt werden, weil die Liste für zwei Jahre gelte.

Seit 2004 gibt es in Österreich den Erstattungskodex, der bundesweit regelt, welche Arzneimittel die Kassen bezahlen. Mit dem Ökotool sind Ärzte bereits heute angehalten, möglichst preisgünstige Generika zu verschreiben. „Aber daran hat sich bislang niemand gehalten“, sagte Kasseroller. Die SGKK will mit ihrer eigenen Liste jährlich 4 Millionen Euro sparen. 6 Prozent der Österreicher sind nach Angaben der Kasse bei der SGKK versichert, entsprechend groß wäre das Potenzial aus Sicht der Kasse bei einer bundesweiten Umsetzung. Politiker aus anderen Bundesländern hätten sich bereits nach dem Projekt erkundigt, so Kasseroller.

Pharmig-Chef Huber fühlt sich dagegen durch die Ergebnisse der aktuellen Umfrage bestätigt: „Wir haben immer gesagt, dass die Salzburger Bevölkerung den Medikamenten Sparwahn ihrer Kasse nicht gutheißt. Ein wichtiges Ergebnis, das die SGKK hoffentlich ernst nimmt.“ Aus seiner Sicht sollten die Kassen lieber bei den eigenen Verwaltungskosten sparen.