Großbritannien

NHS: Hüft-OP statt Schuppen-Shampoo APOTHEKE ADHOC, 08.01.2018 13:31 Uhr

Der Nationale Gesundheitsdienst in Großbritannien will sparen – zum Beispiel an den Ausgaben für Schuppen-Shampoos. Mit dem Geld allein könnten 1200 Hüftoperationen bezahlt werden. Foto: Ennor
Berlin - 

In Großbritannien erwägt der Nationale Gesundheitsdienst (NHS), die Erstattung bestimmter OTC-Präparate einzuschränken. So sollen alleine in England Kosten in Höhe von 136 Millionen Pfund im Jahr gespart werden, um sie an anderen, als wichtiger erachteten Stellen einsetzen zu können.

Das Vorgehen ist Teil eines Anfang 2017 beschlossenen Plans, mit dem das chronisch klamme Gesundheitssystem effizienter gemacht werden soll. Der NHS hat es dabei unter anderem auf Schuppen-Shampoos, Augentropfen sowie Mittel gegen Verdauungsprobleme und Sodbrennen abgesehen. So rechnet die Behörde vor, dass sie jährlich rund 4,5 Millionen Pfund allein für Schuppen-Shampoos ausgibt – das entspräche 1200 Hüftoperationen oder 4700 Behandlungen von Grauem Star. Hinzu komme, dass die Mittel im Schnitt viermal teurer seien, wenn sie statt in der Selbstmedikation über das Gesundheitssystem abgerechnet werden.

In einer Befragung von Medizinern und Patienten soll nun geklärt werden, ob und wie die Verschreibungspraxis dahingehend geändert werden kann, dass weniger Mittel mit „geringem klinischen Wert“ und ohne „robuste Evidenz“ verschrieben werden. Dazu zählt der NHS unter anderem Probiotika, Vitamine und Mineralien, aber auch Mittel gegen geringfügige und kurzfristige Erkrankungen, die schnell von selbst abheilen oder keine Langzeiteffekte verursachen. Diese Leiden könnten auch in Selbstversorgung kuriert werden.

Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage sei es wichtiger, diese Kosten einzusparen, um das Geld für moderne Behandlungen in Indikationen wie Krebs, psychischen Erkrankungen oder in der Notfallversorgung einzusetzen, so Simon Stevens, Präsident von NHS England. Dabei sollen jedoch keine Pauschalverbote ausgesprochen werden. Allgemeinmediziner würden weiterhin „das Recht haben, klinische Entscheidungen über Verschreibungen basierend auf den individuellen physischen, psychologischen und sozialen Faktoren, die Einfluss auf die Patientengesundheit haben, zu treffen“, ergänzt Helen Stroke-Lampard, Präsidentin des Verbands der Allgemeinmediziner.