USA

Konzerne wollen freie Apothekenwahl verhindern Julia Pradel, 09.09.2011 10:21 Uhr

Berlin - 

Freie Apothekenwahl? In den USA oft Fehlanzeige. Damit zumindest die Patienten in New York künftig selbst entscheiden können, wo sie ihre Rezepte einlösen, haben Politiker beider Parteien gemeinsam ein Gesetz verabschiedet, das Versicherungskonzernen die Zuweisung von Patienten an bestimmte Apotheken verbietet. Neben den großen Pharmacy Benefit Managern (PBM) fordert ausgerechnet die Wettbewerbsbehörde FTC Gouverneur Andrew Cuomo auf, sein Veto gegen das Vorhaben einzulegen.

Der Gesetzesentwurf verbietet Versicherungen nicht nur, Patienten explizit vorzuschreiben, wo sie ihre Medikamente zu bestellen haben. Auch indirekte Zuweisungen, etwa durch finanzielle Sanktionen beim Kauf in einer unabhängigen Apotheke, sind untersagt. Allerdings müssen die Apotheken vergleichbare Preise anbieten.

Bislang werden die Versicherten vor allem in den Versandhandel gedrängt. Denn gerade die großen PBM wie Medco oder Caremark, die im Auftrag der Versicherungen Arzneimitteltarife und Apothekenhonorare aushandeln, betreiben selbst eigene Versandapotheken. Bereits in der Vergangenheit hatten die unabhängigen Apotheken, aber auch die großen Apothekenketten, auf diese Wettbewerbsverzerrung hingewiesen. Mitunter sind die Versandapotheken für die Versicherten regelrecht Pflicht: Sie werden mit Zuzahlungen bestraft oder bekommen ihre Ausgaben gar nicht erstattet, wenn sie Rezepte in einer öffentlichen Apotheke einlösen.

Verständlich daher, dass sich die PBM gegen das neue Gesetz wenden. Überraschende Unterstützung erhalten sie ausgerechnet von den Wettbewerbshütern: Die bisherige Praxis schränke zwar die Wahlmöglichkeiten der Versicherten ein. Doch die Klauseln in den Versicherungsverträgen könnten dabei helfen, die Preise niedrig zu halten, begründet die FTC ihre Position. Solange Versicherungen die Macht hätten, bestimmte Apotheken von der Versorgung auszuschließen, gebe es Anreize für einen aggressiven Preiswettbewerb.

Könnten die Versicherungskonzerne den Versandapotheken keine großen Patientenzahlen mehr versprechen, würden die Arzneimittelpreise steigen, so die FTC weiter. Dies führe zu steigenden Versicherungsbeiträgen, so dass wiederum mehr Menschen ohne Versicherung wären.

Die New Yorker Apotheker laufen gegen diese Beurteilung durch die Wettbewerbsbehörde Sturm: Der Gesetzesentwurf ermögliche es Patienten, sich selbst für eine Apotheke zu entscheiden, was gerade zu mehr statt zu weniger Wettbewerb führe. Durch ihre marktbeherrschende Stellung hätten die Versandapotheken dazu beigetragen, dass die Preise künstlich hoch blieben und unabhängige Apotheken aus dem Geschäft gedrängt würden.

Der Gesetzesentwurf hat die New Yorker Legislative bereits passiert und muss nun vom Gouverneur unterzeichnet werden. Versicherungen und PBM fordern ein Veto, die Apotheker drängen auf eine schnelle Absegnung. Die Empfehlung der Wettbewerbsbehörde ist nicht verbindlich, sondern hat lediglich empfehlenden Charakter.