Immunsierung

Frankreich weitet Impfpflicht aus Nadine Tröbitscher, 10.07.2017 09:46 Uhr

Berlin - 

Italien hatte es im Mai vorgemacht und die Impfpflicht für zwölf Krankheiten eingeführt. Nun müssen auch die Eltern in Frankreich ihre Kinder ab 2018 gegen bestimmte Erreger impfen – darunter auch Masern, die immer wieder für Epidemien sorgen.

In Frankreich waren bereits Impfungen gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung für Personen unter 18 Jahren Pflicht, nun sind acht weitere Krankheiten dazugekommen: Ab 2018 müssen Eltern ihre Kinder gegen Masern, Mumps, Röteln, Keuchhusten, Pneumokokken, Meningokokken, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B impfen.

Die Franzosen wollen es ähnlich den Italienern halten und kündigen Strafen an. Wer in Italien sein Kind nicht immunisiert, bekommt keinen Krippen-, Kindergarten- oder Vorschulplatz. Sind Kinder ab sechs Jahren noch nicht geimpft, kommen sehr hohe Geldstrafen auf die Eltern zu. In Deutschland besteht derzeit keine Impfpflicht, das Thema wird aber kontrovers diskutiert.

Italien hat per Gesetz Pflichtimpfungen für Kinder eingeführt. Damit reagierte die Regierung um Ministerpräsident Paolo Gentiloni unter anderem auf eine Anfang des Jahres ausgebrochene Masernepidemie. Bis Mitte Mai waren 2395 Fälle verzeichnet worden, nur 860 waren es im gesamten Jahr davor. 89 Prozent der Erkrankten konnten keine Impfung vorweisen.

Masern verlaufen meist harmlos, können aber auch tödlich enden. Während der letzten großen Epidemie in Italien 2002 mit 18.000 Fällen wurden 15 Sterbefälle registriert.

Die Entscheidung der Franzosen kann ebenfalls auf die Masernepidemien zurückgeführt werden, die auch in Deutschland für Impfdiskussionen sorgt. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wurden bis Ende April bundesweit 583 Masernfälle gemeldet, davon 330 in Nordrhein-Westfalen. Davon wiederum entfielen 258 auf Duisburg. Dort sind nach früheren Angaben des zuständigen Gesundheitsamtes vor allem südosteuropäische Zuwanderer mit fehlendem oder ungeklärtem Krankenversicherungsschutz betroffen.

Im Mai war in Essen eine 37-jährige Frau an den Masern gestorben. Die Entscheidung, sich impfen zu lassen, trägt die Bevölkerung hierzulande selbst.

Die Bundesregierung will jedoch entschiedener gegen Impfmuffel vorgehen – lehnt aber eine Impfpflicht weiterhin ab. Demnach müssen Kitas jene Eltern, die bei der Anmeldung keinen Nachweis über eine Impfberatung vorlegen können, künftig beim Gesundheitsamt melden. Der Nachweis einer Impfberatung für die Kinder ist schon seit zwei Jahren Pflicht, doch bislang war es den Kitas freigestellt, ob sie säumige Eltern bei den Behörden melden. Hartnäckige „Impfmuffel“, die sich einer Beratung dauerhaft verweigern, müssen bereits heute mit einer Geldbuße von 2500 Euro rechnen.