Randale in Paris

Fußball-Fans plündern „Publicis Drugstore“ auf den Champs-Élysées APOTHEKE ADHOC, 16.07.2018 10:40 Uhr

Szenen wie im Krieg: Erst wurde fröhlich gefeiert, dann entglitt in Paris die Lage, tausende entfesselte Fußballfans randalierten auf den Champs-Élysées. Sie zerstörten das Restaurant „Publicis Drugstore“.
Berlin - 

Szenen wie im Krieg: Erst wurde fröhlich der WM-Sieg Frankreichs gefeiert, dann entglitt in Paris die Lage, tausende entfesselte Fußballfans randalierten auf den Champs-Élysées. Das ZDF meldete erst, dass eine Apotheke geplündert worden war. Die hatte Glück im Unglück, denn es traf ein Restaurant.

Ein Übersetzungsfehler des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, denn einer der geplünderten Läden heißt „Publicis Drugstore“ und ist ein Restaurant. Leider muss man aus heutiger Sicht sagen: Bis letzte Nacht war es ein schickes Restaurant. Pöbelnde Menschen zerschlugen die Scheiben und randalierten im Inneren.

Das Konzept stammt von Küchenchef Eric Fréchon, der drei Michelin-Sterne hält. Mit dem „Publicis Drugstore“ hat er einen schicken Ort geschaffen, an dem Pariser und Touristen Frühstück, Lunch, Teatime, Cocktails und Dinner genießen sollen. In den kommenden Wochen wohl nicht mehr, denn jetzt muss erst einmal aufgeräumt werden.

Der plündernde Mob zog in der vergangenen Nacht im WM-Jubel über die Prachtstraße von Paris, aus einer fröhlichen Party wurde binnen kurzer Zeit ein Schlachtfeld. Die Pharmazeuten hatten Glück, es traf keine der drei Apotheken auf den Champs-Élysées. Andere Unternehmer hatten weniger Glück. Der Mob plünderte Geschäfte, Menschen warfen sich johlend Motorradhelme zu und schleppten Motorräder weg. Auch ein Supermarkt wurde geentert, die Täter warfen sich feiernd Pakete mit Ware zu.

Unter lautem Jubel wurde ein geparktes Auto umgedreht und demoliert. Entfesselte Gestalten verrückten Absperrgitter, daneben liefen viele Fans scheinbar normal über die Straße. Neben dem Johlen der Menschen ist in Smartphonevideos von Augenzeugen auch noch das Knallen von Feuerwerk zu hören. Dazu Gläserklirren und immer wieder lautes Geschrei. Frenetischer Jubel, wenn etwas zerstört wurde.

Die Polizei setzte in der vergangenen Nacht Wasserwerfer ein. Was in der ZDF-Berichterstattung launig als „Remmi-demmi“ bezeichnet wurde, waren Stunden der Gewalt. Zwischenfälle wurden auch aus Lyon, Marseille und Ajaccio gemeldet.

Die französische Nationalmannschaft hat gestern im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft mit 4:2 gegen Kroatien gewonnen. Es ist der zweite WM-Titel nach 1998. Am Nachmittag wird die Mannschaft zurück in Paris erwartet. Nach einem Empfang auf dem Champs-Élysées wird die Mannschaft von Präsident Macron im Élysée-Palast erwartet.