Las Vegas

Elvis-Apotheke muss schließen Isaac Bah, 09.03.2012 08:58 Uhr

Berlin - 

Fast sechs Jahrzehnte lang versorgte die „White Cross Drugs“- Apotheke die Menschen in Downtown Las Vegas mit Medikamenten. Die Liste prominenter Kunden liest sich wie ein Who's Who der amerikanischen Film- und Musikgeschichte. Doch nun steht „White Cross Drugs“ vor dem Aus: Der Großhändler Cardinal Health will die unabhängige Apotheke nicht länger beliefern.

 

Liza Minelli, Frank Sinatra, Sammy Davis jr. und das deutschstämmige Illusionisten-Duo Sigefried und Roy kauften bei „White Cross Drugs“ ein. Die Rezepte des prominentesten Kunden füllten noch Jahre nach seinem Ableben die Aktenschränke in dem weißen Gebäude an der Ecke Las Vegas Boulevard/Oakley Boulevard: Elvis Presley, der „King of Rock 'n' Roll“, war während seiner Zeit in der Spielermetropole im Bundesstaat Nevada ein regelmäßiger Gast in der ersten 24-Stunden-Apotheke der Stadt.

„Wir haben für viele bekannte Persönlichkeiten abgepackt“, erinnerte sich die Inhaberin Marcie Davies in einem Interview mit einem lokalen Fernsehsender. „Elvis, das Rat Pack, Nachwuchskünstler, die später in den Kasinos und Hotels auf dem Las Vegas Strip auftreten würden. Wir haben eine ganz schöne Geschichte.“

Seit Dienstag hat die Geschichte von „White Cross Drugs“ nach 57 Jahren ein Ende. Cardinal Health hatte im Oktober beschlossen, die meisten unabhängigen Apotheken der Stadt nicht mehr mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zu beliefern. „Es gab Ärger mit einer anderen Apotheke in der Gegend, und das fiel letztlich auf die anderen Unabhängigen zurück“, erklärt Davis. „Wir haben kleine Bestellungen über einen anderen Händler abwickeln können, aber das reichte nicht, um im Geschäft zu bleiben.“

 

 

Eine Zeitlang versuchte „White Cross Drugs“, das Angebot der Apotheke an die neue Situation anzupassen. Wie überall in Las Vegas gibt es auch in der Apotheke einen Bereich mit Spielautomaten. 15 Einarmige Banditen verführen die Zocker, ihr Glück zu versuchen. Doch die Geschäfte mit den Automaten sind nicht mehr das, was sie mal waren.

Mehr als 20 Personen arbeiteten zuletzt in der Apotheke, viele von ihnen glauben nicht daran, noch einmal Arbeitsplatz wie „White Cross Drugs“ zu finden. „Jeder kennt hier deinen Namen. Du kommst hier herein, siehst den Mineralwasserbrunnen und fühlst dich in die 1950er Jahre versetzt, als sich die Leute noch um einander gekümmert haben“, sagt eine PTA, die seit sechs Jahren in der Apotheke arbeitet.

Die gemütliche Atmosphäre von „White Cross Drugs“ werden wohl auch die langjährigen Kunden vermissen. Laut Davis soll die Apothekenkette Walgreens die Kundenkartei der Traditions-Apotheke übernehmen.