Schweden

DocMorris-Investor bietet für Apotheken Patrick Hollstein, 25.08.2009 12:08 Uhr

Berlin - 

Eigentlich ist das Bieterverfahren für die Privatisierung des schwedischen Apothekenbetriebs Apoteket eine streng geheime Sache. Aus wettbewerbsrechtlichen Gründen sollen alle künftigen Kettenbetreiber zum selben Stichtag im Herbst starten können - bis dahin läuft der Ausverkauf der staatseigenen Apotheken unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die schwedische Wirtschaftszeitung „Veckans Affärer“ (VA) hat jetzt trotzdem eine Liste der Bieter veröffentlicht. Unter den 15 genannten Interessenten ist auch der ehemalige DocMorris-Investor 3i.

Die britische Private-Equity-Gesellschaft wollte sich gegenüber APOTHEKE ADHOC nicht zu einem möglichen Engagement in Schweden äußern. Marktspekulationen kommentiere man nicht, hieß es auf Nachfrage. Von 2001 bis zur Übernahme durch Celesio Ende April 2007 war 3i einer der Hauptaktionäre von DocMorris. Zuletzt gehörte 3i ein Paket von rund 35 Prozent, die Finanzinvestoren Neuhaus Partners und HgCapital hielten 29 beziehungsweise 23 Prozent. Von 2004 bis 2006 war 3i außerdem Eigentümer des viertgrößten deutschen Generikaherstellers Betapharm.

Die Privatisierung des schwedischen Apothekenmarktes ruft laut VA eine ganze Reihe von Finanzinvestoren auf den Plan: Als weitere Interessenten nennt die Zeitung die schwedischen Kapitalgeber Altor, Procuritas und Segulah sowie die französische Finanzgruppe PAI und die finnische Beteiligungsgesellschaft Capman. Auch die Industriellen-Familie Wallenberg, eine der wohlhabendsten und einflussreichsten Dynastien in Schweden und unter anderem Großaktionärin des Pharmakonzerns AstraZeneca, soll am Kauf von Apotheken interessiert sein.

Von den paneuropäischen Pharmahändlern haben sich laut VA Phoenix über die skandinavische Tochter Tamro sowie Alliance Boots für den Kauf von Apotheken-Clustern beworben. Celesio hatte vor einigen Wochen erklärt, ausschließlich eigene Apotheken neu eröffnen zu wollen. Zu den Bietern gehören außerdem der finnische Pharmahandelskonzern KD-Oriola in Zusammenarbeit mit der Supermarktkette Coop und die finnische Universitätsapotheke (Yliopiston Apoteekki)

Ausschließlich mit eigenen Apotheken soll laut VA neben Celesio die Warenhauskette à…hléns an den Start gehen; für Herbst sind vier Eröffnungen geplant. Der Medienkonzern MTG (Modern Times Group) will laut VA eine Versandapotheke aufbauen. Die Supermarktkette ICA, an der der holländische Handelskonzern Ahold Anteile hält, will mit dem umstrukturierten Staatsbetrieb Apoteket zusammenarbeiten. Die Tankstellenkette OKQ8 will rezeptfreie Medikamente anbieten.

Erst im Oktober oder November wird endgültig Klarheit darüber herrschen, wer in Schweden Verbraucher künftig mit Arzneimitteln versorgt. 466 der 946 Apotheken werden in Paketen zwischen zehn und 199 Apotheken verkauft; die Bewerbungsfrist hierfür ist abgelaufen, die Anträge werden derzeit geprüft.

Um die Bildung eines Oligopols wie im Nachbarland Norwegen zu verhindern, hat die Regierung die Zahl der Apotheken, die jeder Bewerber kaufen kann, eingeschränkt. Erst nach einer Frist von drei Jahren ist ein Wiederverkauf möglich. Dann könnten sich insbesondere die Finanzinvestoren kaum davon abhalten lassen, ihre Apotheken weiter zu verkaufen.