Apothekenkette

Bericht: Stada-Eigner wollen Boots kaufen Patrick Hollstein, 05.01.2022 12:34 Uhr

Der Finanzinvestor Bain will laut Medienberichten Boots kaufen. Foto: Boots
Berlin - 

Einem Zeitungsbericht zufolge will der Finanzinvestor Bain Capital die britische Apothekenkette Boots kaufen.

Wie „The Times“ berichtet, hat Bain bereits vor zwei Monaten ein Angebot für Boots abgegeben und sich nach Prüfung aller Unterlagen für das anstehende Bieterverfahren an der Spitze positioniert. Für den Fall eines Zuschlags soll der Investor, der hierzulande gemeinsam mit Cinven hinter Stada steht, bereits fachliche Unterstützung durch erfahrende Manager gesichert haben.

Anfang Dezember hatte der Wirtschaftssender „Sky News“ berichtet, dass Walgreens Boots Alliance (WBA) die britische Tochter für einen Milliardenbetrag verkaufen will. Die Investmentbank Goldman Sachs prüfe die Optionen für Boots, was auch zu einer Veräußerung der 172 Jahre alten Kette führen könnte. Dabei könnte Boots insgesamt mit bis zu 5 Milliarden britischen Pfund (5,9 Milliarden Euro) bewertet werden. Auch eine Abspaltung mit einem anschließenden Börsengang sei eine Option.

Eigenen Angaben zufolge betreibt Boots in Großbritannien mehr als 2300 Geschäfte, von Apotheken bis hin zu Parfümerien. Im Frage eines Verkaufs stellt sich auch die Frage, was mit den Ablegern in Norwegen, den Niederlanden, Irland und Thailand sowie der Nutzung der Marke durch die Franchisenehmer im arabischen Raum wird.

Boots ist eigentlich integraler Bestandteil von WBA, wie schon aus dem Namen hervorgeht. Doch die neue Konzernchefin Rosalind Brewer hat andere Deals im Blick. Gerade erst kaufte WBA für 5,2 Milliarden US-Dollar die Praxiskette VillageMD, um so stärker in den ärtzlichen Bereich vorzustoßen und die Sparte „Walgreens Health“ zu etablieren.

Für die großen Pharmahändler war der britische Markt zuletzt wegen Preiskürzungen wenig attraktiv. Finanzinvestoren sehen dagegen ihre Chance: McKesson verkaufte im Rahmen seines Rückzugs aus Europa seine Apothekenkette LloydsPharmacy und den Großhändler AAH an die Investmentfirma Aurelius.

Die Ursprünge des weltgrößten Apothekenkonzerns reichen bis ins Jahr 1973 zurück. Damals hängte Firmenpatriarch Stefanp Pessina seinen Job beim Marktforschungsunternehmen AC Nielsen an den Nagel und stieg beim Pharmagroßhandel seines Vaters in Neapel ein. Eigentlich hatte er Nukleartechnik studiert, doch das Image der Kernenergie verschlechterte sich in jenen Jahren zusehends. Also fasste Pessina ein neues Lebensziel ins Auge: Nicht weniger als der König der Arzneimittel wollte er werden.

1977 gründete er die Alleanza Farmaceutica mit zunächst zehn Niederlassungen. 1982, Pessina war noch ein regionaler Anbieter, gründete die Apothekerin Ornella Barra in Genua den Großhändler Di Pharma. Nach der Fusion 1986 wurde Alleanza restrukturiert. Jeden Monat eröffnete eine neue Niederlassung. Ab 1988 kooperierte Alleanza mit verschiedenen Großhändlern in Frankreich. Aus dem Verbund ERPI wurde 1991 Alliance Santé.

1997 folgte die Fusion mit dem britischen Großhändler UniChem. Im Sommer 2005 lud Pessina die Chefs der Drogeriekette Boots auf seine Yacht vor Sardinien. Ein Jahr später stand der Deal: Pessina, Barra und Boots-Chef Richard Baker fusionierten die Unternehmen. 2010 wurde die Anzag übernommen und in Alliance Healthcare Deutschland (AHD) umbenannt. Im Sommer 2012 fädelte Pessina die Fusion mit der US-Apothekenkette Walgreens ein. Zum Jahreswechsel 2014/15 stand der Gemeinschaftskonzern, kurz darauf holte Pessina den Großhändler ABC an seine Seite.