Pharmaunternehmen

Autonome verwüsten Novartis-Foyer dpa, 25.02.2018 10:29 Uhr

In einer Erklärung machen die Linksautonomen das Unternehmen für angebliche Bestechungen griechischer Ärzte und Politiker verantwortlich. Foto: APOTHEKE ADHOC
Athen - 

Autonome haben am frühen Sonntagmorgen den Eingang der Büros des Schweizer Pharma-Unternehmens Novartis in Athen verwüstet. Die Gruppierung „Rubikon“ (Griechisch: Ruvikonas) übernahm die Verantwortung mit einer Erklärung, die in einem Portal veröffentlicht wurde.

Die linksautonome Aktivistengruppe versucht immer wieder mit ähnlichen Aktionen auf sich und ihre Thesen aufmerksam zu machen. In der Erklärung wird das Unternehmen für angebliche Bestechungen griechischer Ärzte und Politiker verantwortlich gemacht. Gleichzeitig wird der politischen Elite des Landes und der Justiz vorgeworfen, den angeblichen Korruptionsfall vertuschen zu wollen. Die Polizei bestätigte den Überfall. Verletzt wurde dabei niemand. Die Täter warfen Farben auf die Fassade und zerschlugen mit Hammern die Scheiben des Eingangs, sagte ein Polizeioffizier.

Das Parlament in Athen prüft zurzeit Korruptionsvorwürfe gegen zehn griechische Politiker. Unter dem Schutz der Justiz stehende Zeugen werfen dem Pharmakonzern vor, zahlreiche Menschen bestochen zu haben, um die Preise für seine Medikamente in die Höhe zu treiben und durch die zügige Genehmigung eigener Produkte den Markt zu beherrschen.

Unter den angeblichen Schmiergeldempfängern sind auch die ehemaligen Regierungschefs Antonis Samaras und Panagiotis Pikramenos, Zentralbankchef Ioannis Stournaras, EU-Kommissar Dimitris Avramopoulos und sechs andere ehemalige Minister und Vizeminister sowie Tausende Ärzte.

„Das hat Griechenland drei Milliarden Euro gekostet“, sagte Regierungschef Alexis Tsipras in der letzten Woche bei einer Sondersitzung im Parlament. Er werde alles tun, damit die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen werden. Damit meine er die Regierungen der Konservativen und der Sozialisten, die Griechenland bis 2015 regierten hatten.

Novartis hatte vergangene Woche erklärt, es werde eine interne Untersuchung durchgeführt. „Wir sind entschlossen, ein umfassendes Verständnis der Situation zu erlangen und gegebenenfalls die Verantwortung für alle Aktivitäten zu übernehmen, die unsere hohen Standards für ethisches Geschäftsverhalten nicht erfüllt haben“, teilte das Unternehmen mit.

Die unter Verdacht stehenden Politiker sprachen unterdessen von Verleumdung. Sie werfen der Tsipras-Regierung vor, von der schweren Finanzkrise ablenken zu wollen. Die Regierung und Tsipras persönlich nutzten die Aussagen von „vermummten und Kapuzen tragenden Zeugen“, um „Schlamm auf ihre politischen Gegner zu werfen“, sagte der ehemalige konservative Regierungschef Samaras. „Es ist eine Intrige, der größte Komplott seit Gründung des modernen griechischen Staates“, fügte Samaras hinzu. Das juristische Tauziehen könnte Rechtsanwälten zufolge mehrere Monate, wenn nicht Jahre dauern.