Norwegen

Apothekenketten testen e-Rezept Benjamin Rohrer, 22.09.2010 16:49 Uhr

Berlin - 

In Norwegen soll bis 2012 schrittweise das elektronische Rezept eingeführt werden. Nachdem die elektronische Übertragung im Sommer erstmals in Os bei Bergen getestet wurde, startet nun in Larvik, einer Stadt südlich von Oslo, der erste Feldversuch. Beim Datenschutz geben sich die Behörden derzeit ebenso gelassen wie bei der Zuweisung von Rezepten durch Ärzte an bestimmte Apotheken.

Larvik hat 14 Allgemeinärzte und sieben Apotheken: drei Filialen der Apothekenkette Vitusapotek (Celesio), zwei Filialen von Apotek 1 (Phoenix) und zwei Filialen von Alliance/Boots Apotek (Alliance Boots). Derzeit werden die Mitarbeiter geschult, um mit dem neuen System umgehen und die Fragen ihrer Kunden beantworten zu können.

In Zukunft wird für jeden Bewohner Larviks beim Arztbesuch eine elektronische Krankenakte angelegt und auf einem Zentralserver gespeichert. Unter Angabe der Sozialversicherungsnummer des Patienten kann jeder, der einen Zugang und ein Passwort besitzt, auf die Akten zugreifen: Der Arzt, der seine Verordnungen direkt aus der Taxe in die Akte überträgt. Der Apotheker, der die Rezepte beliefert und in die elektronische Abrechnung gibt. Der Patient, der seine Rezepte im Internet einsehen kann.

Wer sich als Verbraucher mehr Diskretion wünscht, kann seinen Arzt um die individuelle Verschlüsselung des Rezeptes bitten. Dann wird das Rezept mit einem Sicherheitscode versehen, den der Patienten seinem Apotheker geben muss, damit dieser das Rezept freischalten kann. Außerdem gibt es eine Liste von Betäubungsmitteln und sehr teuren Medikamenten, bei denen neben der Sozialversicherungsnummer auch der Personalausweis in der Apotheke benötigt wird.

In „schwierigen Fällen“ können Ärzte die elektronischen Rezepte auch an eine Apotheke ihrer Wahl senden, die dann die Arzneimittel an den Patienten schickt. Die Versandkosten werden zur Hälfte vom Patienten und zur Hälfte von der Krankenkasse getragen.

Neben den Rezepten wurden auch das Abrechnungssystem „Helfo“ und der Medikationskatalog „Fest“ modernisiert. Auf diese Weise wird der Abrechnungsprozess um eine Woche beschleunigt. Die Gesamtkosten liegen bei 250 Millionen Norwegische Kronen, umgerechnet 30 Millionen Euro.

Rezepte in Papierform werden in den kommenden Jahren trotzdem weiterhin in allen Apotheken des Landes akzeptiert. Vor allem die Anbindung der Krankenhäuser wird nach Angaben des Apothekenverbandes noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Insgesamt rechnet man in Oslo aber damit, dass bis 2015 acht von zehn Rezepten elektronisch verarbeitet werden.