PillPack: Abrechnungsbetrug mit Insulinpens

Amazon-Apotheke muss Millionenstrafe zahlen Patrick Hollstein, 04.05.2022 15:32 Uhr

Wegen Abrechnungsbetrug bei Insulinpens muss die Amazon-Apotheke PillPack in den USA eine Millionenstrafe zahlen. Foto: PillPack
Berlin - 

Mit der Versandapotheke „PillPack“ wollte Amazon die Arzneimittelversorgung billiger und besser machen. Doch wie US-Strafverfolgungsbehörden jetzt mitteilen, hat Pillpack eingeräumt, im Zusammenhang mit der Abgabe von Insulinpens falsche Angaben gemacht zu haben.

Laut Staatsanwalt Damian Williams und Scott J. Lampert, Sonderbeauftragter des Gesundheitsministeriums wurde eine Klage wegen Betrugs im Rahmens des Vergleichs fallen gelassen. PillPack soll staatlichen Gesundheitsprogrammen wie Medicare und Medicaid mehr Insulinpens in Rechnung gestellt haben, als Patienten gemäß ihren Rezepten benötigten. Dabei sollen zu niedrige Tagestherapiedosen angeben worden sein.

Im Rahmen des Vergleichs erklärte sich PillPack bereit, den USA sowie den geschädigten Bundesstaaten insgesamt 5,79 Millionen US-Dollar zu zahlen. PillPack gab auch die Verantwortung für bestimmte Verhaltensweisen zu und übernahm die Verantwortung dafür.

Williams sagte: „Wir vertrauen den Apotheken, dass sie den staatlichen Gesundheitsprogrammen genaue Informationen zur Verfügung stellen und Verschwendung bei der Abgabe von Medikamenten an Patienten vermeiden. PillPack missbrauchte dieses Vertrauen, indem es Nachfüllinsulin abgab, lange bevor die Patienten es benötigten, und indem die Reichweiten falsch angegeben wurden, um zu verhindern, dass seine Erstattungsansprüche verweigert wurden.“ Man werde Apotheken weiterhin zur Rechenschaft ziehen, wenn sie falsche Informationen übermittelten und Steuergelder verschwendeten.

Gültige Insulinverschreibungen müssen die „Gebrauchsanweisung“ enthalten, die typischerweise sowohl die Menge des zu verabreichenden Insulins als auch die Häufigkeit und/oder den Zeitpunkt der Verabreichung angibt. Daher müssen Apotheke bei der Abrechnung unter anderem die abgegebene Menge und die Anzahl der Tage melden, für die Menge bei Verwendung nach Gebrauchsanweisung reichen würde. Auf Grundlage dieser Angaben berechnen die Kostenträger, wann das nächste Rezept eingelöst werden kann. Oft gibt es automatisierte Prozesse, um Erstattungsansprüche abzulehnen, die zu weit vor den Fälligkeitsterminen der Nachfüllung eingereicht werden. Die Zuverlässigkeit dieser Prozesse hängt von der Genauigkeit der von den Apotheken gemeldeten Liefertage ab.

Von April 2014 bis November 2019 – also auch noch nach der Übernahme durch Amazon im Juni 2018 – soll PillPack üblicherweise Insulin-Pens in vollen Kartons abgegeben haben. Dabei seien bewusst falsche Daten angegeben worden, um den Anschein zu erwecken, dass die Abgabe nicht gegen das Limit verstieß. Dies führte auch dazu, dass PillPack vorzeitig die nächsten Lieferungen ausgab – häufig Tage oder Wochen, bevor die Patienten sie tatsächlich gemäß ihren Rezepten benötigten.