Hausärzte stehen hinter KVWL

E-Rezept: Sinnvoll aber nicht praxistauglich Carolin Ciulli, 03.11.2022 15:02 Uhr

Professorin Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, übt scharfe Kritik an den Anwendungen in der Telematikinfrastruktur. Foto: privat
Berlin - 

Das E-Rezept ist aus Sicht des Deutschen Hausärzteverbandes in der derzeitigen Form nicht sinnvoll nutzbar. Gemeinsam mit dem Hausärzteverband Westfalen-Lippe unterstützt er die Entscheidung der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL), den Roll-Out des E-Rezeptes unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht fortzuführen.

Die Hausärzt:innen betonen, dass das E-Rezept grundsätzlich eine sinnvolle Anwendung sei, von der besonders die Patient:innen profitieren könnten. „In der derzeitigen Form ist es jedoch weder für Hausärztinnen und Hausärzte noch für Patientinnen und Patienten praxistauglich.“ Der flächendeckende Roll-Out scheitere nicht an den Ärzt:innen, sondern an der desolaten Umsetzung.

„Dass die KV Westfalen-Lippe sich gezwungen sieht, die Reißleine zu ziehen, ist absolut nachvollziehbar“, sagte Anke Richter-Scheer, Vorsitzende des Hausärzteverbandes Westfalen-Lippe. „Es ist mehr als nur bedauerlich, dass es die verantwortlichen Akteure im Jahr 2022 nicht schaffen, eine praktikable Lösung zur Verfügung zu stellen, die die Versorgung einfacher und digitaler macht.“

E-Rezept-App mit zu großen Hürden

Nachdem die Übertragung des E-Rezeptes mittels der elektronischen Gesundheitskarte untersagt wurde, stehe nach derzeitigem Stand kein praktikabler digitaler Übertragungsweg mehr offen. Die von der Gematik zur Verfügung gestellte E-Rezept-App werde wegen sehr hoher Zugangshürden nur von einer sehr niedrigen Zahl an Patient:innen genutzt. Der Ausdruck des Tokens auf Papier konterkariere die Idee einer elektronischen Verordnung.

TI-Anwendungen nicht praxistauglich

„Die Hausärztinnen und Hausärzte würden sehr gerne das E-Rezept nutzen, die Umsetzung ist allerdings so schlecht, dass es weder den Kolleginnen und Kollegen noch den Patientinnen und Patienten zumutbar ist. Die Liste der gescheiterten Telematikinfrastruktur-Projekte wird somit immer länger. Es zeigt sich einmal mehr: Die Anwendungen der Telematikinfrastruktur funktionieren in der Praxis nicht. Man hat eine Autobahn gebaut, auf der niemand wirklich fahren kann“, sagte Professorin Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Stellvertretende Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes.